Text: Lea Marie Bitters
Vermutlich kennen die meisten von uns diese Situation: Wenn wir abends nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommen, ist der Stress des Tages noch präsent. Wir sind müde, demotiviert und die Gedanken an die Arbeit hören einfach nicht auf. An Ruhe und Erholung ist nicht zu denken, weil morgen ein wichtiger Kundentermin ansteht und noch viele offene Punkte auf dem Aufgabenzettel stehen. In einer solchen Situation würden wir unseren Liebsten vermutlich raten, die Arbeit Arbeit sein zu lassen und einfach mal abzuschalten – aber wie gut gelingt uns das selbst?
Weshalb fällt uns Erholung so schwer?
Durch die heutzutage üblichen flexiblen Arbeitszeitmodelle und mobile Endgeräte endet die Arbeit nicht immer mit dem Feierabend – eine körperliche Abwesenheit vom Arbeitsplatz bedeutet nicht, dass gleichzeitig auch die Gedanken an die Arbeit stoppen. Vielleicht schauen wir abends nochmal kurz in die Mails… und wenn wir schon mal dabei sind, können diese sofort beantwortet werden. Ein solches Verhalten führt gut und gerne dazu, dass nach dem Feierabend die Gedanken weiterhin um die Arbeit kreisen. Und wie sollen wir uns vollständig erholen, wenn wir die Arbeit ständig im Hinterkopf haben?
Weshalb ist Erholung wichtig für die Gesundheit?
Doch gerade, wenn es die Zeit scheinbar nicht zulässt, ist Erholung umso wichtiger. Bereits kurze Erholungsphasen nach der Arbeit sorgen dafür, dass Stressfolgen aufgehoben werden. Durch Erholung regenerieren wir und stellen unsere volle Leistungskraft wieder her. Insgesamt sind erholte Menschen gesünder, produktiver und kreativer. Erfolgreiche Erholung hat zahlreiche positive Effekte: Wir sind weniger erschöpft und empfinden weniger Stress, während sich die Stimmung hebt und die Lebenszufriedenheit insgesamt steigt. Erholen wir uns hingegen nicht ausreichend, sammeln sich Stressfolgen an und führen zu langfristigen Beschwerden, wie beispielsweise Schlafstörungen oder gesundheitlichen Problemen.
Damit wir uns erfolgreich erholen, ist das Abschalten von der Arbeit eine grundlegende Voraussetzung. Dies umfasst die Fähigkeit, sich mental von der Arbeit zu lösen und Distanz aufzubauen. Das schaffen wir, indem wir nach der Arbeit eine Pause von arbeitsbezogenen Gedanken machen und nicht mehr über berufsbedingte Probleme grübeln. Dadurch entsteht ein Gefühl, von der Arbeit entfernt zu sein.
Wie kann das Abschalten nach der Arbeit gefördert werden?
Um besser abzuschalten, gibt es verschiedene Strategien, die jede und jeder selbst umsetzen kann:
● Hilfreich kann es sein, kurz vor Feierabend die noch offenen To-Dos für den nächsten Tag aufzuschreiben, damit sie aus den Gedanken verschwinden.
● Bereits die Zeit während des Pendelns ist ein Teil der Freizeit. Durch das Hören von Musik oder einem Podcast können sich die Gedanken von der Arbeit entfernen.
● Kleine Rituale, zum Beispiel den Stuhl demonstrativ an den Schreibtisch zu schieben oder von Arbeits- zu Freizeitkleidung zu wechseln, symbolisieren das Ende des Arbeitstages.
● Auch Freizeitaktivitäten helfen dabei, nach der Arbeit auf andere Gedanken zu kommen. Wenn wir ein Buch lesen oder einem Hobby nachgehen, distanzieren wir uns vom Stress der Arbeit.
● Ein Treffen mit Freunden sorgt ebenso für Ablenkung. Wichtig dabei ist jedoch, während des Treffens nicht über die Arbeit zu sprechen. Diese Bitte kann am besten bereits im Vorfeld kommuniziert werden.
Unternehmen und Führungskräfte können ebenfalls einen Beitrag leisten, damit ihre Beschäftigten besser abschalten können. So sollten Unternehmen unterstützende Rahmenbedingungen bereitstellen. Dazu gehört beispielsweise, keine ständige Erreichbarkeit der Beschäftigten einzufordern oder Programme so einzustellen, dass sie ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr verwendet werden können. Auch die Führungskräfte können dabei helfen, indem sie mit gutem Beispiel vorangehen. Denn Mitarbeitende beobachten das Verhalten ihrer Führungskräfte genau und lernen von ihnen. Wenn Führungskräfte nach Feierabend online sind und Arbeitsaufträge verschicken, wird dadurch – auch unbewusst – eine bestimmte Erwartungshaltung an die Mitarbeitenden ausgedrückt.
Nehmen wir also die kommende Weihnachtszeit als Anlass, unsere Erholung in der Freizeit zu priorisieren.
Zur Autorin:
Lea Marie Bitters ist aktuell Praktikantin in der Unternehmens- und Personalentwicklung und studiert Psychologie im Master. Dabei beschäftigt sie sich besonders gerne mit den persönlichen Ressourcen von Menschen.