Text: Theresa Bördemann, Jana Redelstein & Fabian Daut
Fachkräftemangel in der IT-Branche
Der Fachkräftemangel in Deutschland ist ein Thema, das immer wieder in den Medien und in der Gesellschaft diskutiert wird. Besonders in der IT-Branche ist dieser Mangel deutlich spürbar: Die Digitalisierung schreitet in allen Bereichen des Lebens voran; qualifizierte Fachkräfte werden benötigt, um mit den technologischen Entwicklungen Schritt halten zu können.
Weiterhin boomt die IT-Branche und ist ein wichtiger Treiber für Innovationen und digitale Transformationen. Doch trotz des steigenden Bedarfs an IT-Expert:innen fehlt es hierzulande an ausreichend qualifizierten Arbeitskräften. Dies führt nicht nur zu Verzögerungen bei Projekten, sondern auch zu einem Wettbewerbsnachteil für deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich. Um diesem Problem entgegenzuwirken, setzen viele Unternehmen verstärkt auf die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen sowie auf die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland.
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist auch das deutsch-indische Migrationsabkommen, das kürzlich zwischen Deutschland und Indien geschlossen wurde. Dieses Abkommen soll es indischen Fachkräften erleichtern, nach Deutschland zu kommen und hier zu arbeiten. Durch die Zusammenarbeit mit Indien erhofft sich Deutschland, den Fachkräftemangel in der IT-Branche zu verringern und gleichzeitig von den innovativen Ideen und Technologien aus Indien zu profitieren.
Das deutsch-indische Migrationsabkommen
Am 5. Dezember 2022 unterzeichnete Bundesaußenministerin Annalena Baerbock das deutsch-indische „Migrations- und Mobilitätspartnerschaftsabkommen“ (MMPA). Bundesinnenministerin Nancy Faeser: „Dies ist ein Meilenstein für eine vertiefte deutsch-indische Partnerschaft im Migrationsbereich. Wir stellen die Weichen dafür, dass qualifizierte junge Inder:innen in Deutschland berufliche und praktische Erfahrungen sammeln, studieren, eine Ausbildung beginnen oder als Fachkraft arbeiten können. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt, um Fachkräfte zu gewinnen, die wir auf dem deutschen Arbeitsmarkt dringend brauchen.“ Die Migration qualifizierter Fachkräfte aus Indien nach Deutschland bietet ein großes Potenzial, um dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken. In Deutschland lebten im Jahr 2022 bereits knapp über 200.000 indische Staatsangehörige.
Nach Angaben der Bundesregierung waren im Juni 2023 in Deutschland 123.216 indische Staatsangehörige sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Im Vergleich zum Juni 2022 – also vor Abschluss des MMPA – habe sich die Zahl um 24.143 beziehungsweise 24,4 Prozent erhöht. Indische Studierende sind inzwischen die größte ausländische Studierendengruppe in der Bundesrepublik Deutschland.
Kritiker:innen des Abkommens befürchten jedoch einen Verdrängungseffekt für deutsche Arbeitnehmer:innen und eine Senkung der Löhne in der Branche. Sie fordern stattdessen eine stärkere Förderung der heimischen Ausbildung und Qualifizierung von IT-Fachkräften. Befürworter hingegen sehen im deutsch-indischen Migrationsabkommen eine Chance, den Fachkräftemangel gezielt anzugehen und die internationale Zusammenarbeit in der IT-Branche zu stärken.
Das Gelingen einer solchen Vereinbarung zeigt das deutschitalienische Anwerbeabkommen, welches 1955 unterzeichnet wurde. Es ermöglichte deutschen Unternehmen, Arbeitskräfte aus Italien legal zu beschäftigen.
In der Folge verneunfachte sich in der Zeit von 1960 bis 1973 die Zahl der ausländischen Beschäftigten in der Bundesrepublik von gut 280.000 auf rund 2,6 Millionen.
Trotz des im Abkommen verankerten Rotationsprinzips wollten viele Firmen die gut eingearbeiteten Arbeitskräfte weiter beschäftigen, wodurch sich deren Aufenthalt verlängerte. Immer öfter zogen deshalb auch ihre Familienangehörigen in die Bundesrepublik nach.
Es bleibt abzuwarten, wie sich das Migrationsabkommen langfristig auf den deutschen Arbeitsmarkt und die ITBranche auswirken wird. Die Diskussion über den Umgang mit dem Fachkräftemangel in der IT-Branche wird sicherlich weiterhin intensiv geführt werden müssen, um langfristige Lösungen zu finden.
Insgesamt bleibt der Fachkräftemangel in Deutschland eine Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. Durch gezielte Maßnahmen wie das deutsch-indische Migrationsabkommen und die Förderung von Aus- und Weiterbildungsprogrammen können wir gemeinsam daran arbeiten, die Situation zu verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in der digitalen Welt zu stärken.
Quellen:
https://www.bmi .bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2022/12/abkommenindien.
html#:~:text=Abkommen%20zur%20F%C3%B6rderung%20der%20Mobilit%C3%A4t,zur%20
R%C3%BCckf%C3%BChrung%20nach%20klaren%20Verfahren.
https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-992398
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/324552/erstes-anwerbeabkommen-vor-
65-jahren/
Zur Autorin:
Theresa Bördemann ist als Business Analystin tätig und koordiniert IT-Projekte im Web-Umfeld. Sie ist davon überzeugt, dass die digitale Entwicklung mit vielen Chancen verbunden ist.
Zur Autorin:
Jana Redelstein arbeitet als Business Analystin in der Versicherungsbranche. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Weiterentwicklung des Kundenportals ihres Arbeitsgebers.
Zum Autor:
Fabian Daut ist Business Analyst im Team Vetriebs-Vertragssysteme Architektur.