4/2021 Die private Krankenversicherung – auf Sicherheit und Nachhaltigkeit bedacht

Gewagt stelle ich die Behauptung auf, dass viele, unter anderem auch ich, bei dem Begriff Nachhaltigkeit in erster Linie an die Schonung von Ressourcen denken.

Während der Recherche zu diesem Artikel wurde ich dann eines Besseren belehrt, denn es ist einiges mehr. Das Thema geht in ganz unterschiedliche Richtungen, so dass man sich schnell darin verlieren kann. Aus diesem Grund möchte ich nun schwerpunktmäßig auf die nachhaltige Beitragskalkulation in der privaten Krankenversicherung eingehen. Wichtig ist hierbei zu wissen, wie sich die Beitragsgestaltung in der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung voneinander unterscheiden.

Beitragsgestaltung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV):
Die GKV ist eine sogenannte verpflichtende Versicherung für alle Arbeitnehmer, deren Jahreseinkommen unterhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) liegt. Die Beitragsberechnung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist von drei Parametern abhängig:

◗◗ dem Beitragssatz (inklusive des kassenabhängigen Zusatzbeitrags)
◗◗ dem Einkommen des Versicherungspflichtigen und
◗◗ der sogenannten Beitragsbemessungsgrenze (BBG). Sie definiert den maximalen Betrag des Bruttolohns, von dem in Deutschland Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung beziehungsweise zur gesetzlichen Sozialversicherung erhoben werden.

Die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung werden regelmäßig als Prozentsatz des Einkommens bemessen. Die eingezahlten Beiträge der erwerbstätig Versicherten kommen im Umlageverfahren den älteren Versicherten für höhere Ausgaben zugute. Das ist Teil des sogenannten Solidarprinzips. Doch in den kommenden Jahren wird sich das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Rentnern stark verändern. Die Geburtenrate steht in Deutschland auf einem niedrigen Niveau. Bereits heute ist dem gegenüber jeder vierte Einwohner 60 Jahre oder älter. Tendenz steigend. Das bedeutet längerfristig eine höhere Belastung vor allem der jüngeren Beitragszahler in der gesetzlichen Krankenversicherung.

Vorteile:
◗◗ Jeder Versicherte zahlt einen Beitrag gemäß seinen Möglichkeiten, das heißt, der Beitrag richtet sich nach dem vorhandenen Einkommen und nicht nach dem persönlichen Risiko des Versicherten.
◗◗ Jeder Versicherte zahlt den gleichen Prozentsatz aus seinem Einkommen und erhält die gleiche Leistung.
◗◗ Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine beitragsfreie Mitversicherung von Ehegatten und Kindern möglich.

Nachteile:
◗◗ Die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung ist abhängig von der Anzahl der erwerbstätigen Versicherten.
◗◗ Es werden keine Rückstellungen für wirtschaftlich schwierigere Zeiten gebildet.
◗◗  Der demografischen Entwicklung in Deutschland wird bei der Beitragsgestaltung nicht Rechnung getragen.
◗◗ Durch Gesetzesänderungen sind in der gesetzlichen Krankenversicherung Leistungsanpassungen/-änderungen jederzeit möglich – im Gegensatz zur privaten Krankenversicherung.

Beitragsgestaltung in der privaten Krankenversicherung (PKV):
Die Berechnung der Krankenversicherungsbeiträge in der PKV erfolgt nach dem sogenannten Äquivalenzprinzip. Dabei wird stets ein Kollektiv betrachtet, das zu Versicherungsbeginn gleichaltrig ist. In jedem einzelnen Kollektiv muss die Summe aus den Beitragseinnahmen über die gesamte Versicherungszeit die Summe aller zu erwartenden Versicherungsleistungen decken. Diese Ermittlung des Beitrages erfolgt zu Beginn der Versicherung. Verschlechtert sich im Laufe der Zeit der Gesundheitszustand eines Versicherten im Kollektiv, hat das keine Auswirkungen auf seinen individuellen Beitrag zur Krankenversicherung. Denn es ist ja gerade der Sinn einer Versicherung, dass der einzelne Versicherte im Schadensfall von der Versichertengemeinschaft aufgefangen wird. Eine individuelle Beitragserhöhung wegen einer Erkrankung gibt es also nicht.

Welche Faktoren werden bei der Berechnung der Beiträge in der privaten Krankenversicherung berücksichtigt?
◗◗ Der Umfang der versicherten Leistungen, beispielsweise: Ist das Ein-, Zwei- oder Mehrbettzimmer im Krankenhaus versichert? Wie hoch ist die Erstattung bei Zahnersatz? Und so weiter.
◗◗  Das Alter des Versicherten bei Versicherungsbeginn: Je früher der Wechsel in die PKV erfolgt, desto niedriger sind die Beiträge.
◗◗ Der Gesundheitszustand bei Versicherungsbeginn
◗◗ Der Beitrag in der privaten Krankenversicherung wird über die gesamte Versicherungsdauer so kalkuliert, dass er
◗◗ in jungen Jahren oberhalb der durchschnittlich zu erwartenden Ausgaben je Versicherten liegt,
◗◗ in späteren Jahren darunter liegt.

Der sich in jungen Jahren ergebende Mehrbeitrag wird in der sogenannten Alterungsrückstellung in langfristigen Kapitalanlagen, in sicheren Anleihen, in Immobilien und in Infrastrukturprojekten, zum Beispiel auch in Windkraftanlagen, angelegt. Die Versicherungsunternehmen vermehren das Geld. Wenn in späteren Lebensjahren die tatsächlichen Ausgaben für Gesundheitsleistungen über dem Beitrag liegen, wird die Differenz durch Entnahmen aus den Alterungsrückstellungen und den erzielten Erträgen finanziert. Die Alterungsrückstellungen spielen also eine tragende Rolle in der privaten Krankenversicherung, denn mit diesem Prinzip der Nachhaltigkeit verschiebt die PKV keine Lasten auf die Zukunft. Nachfolgende Generationen müssen nicht die hohen Kosten der Älteren mitfinanzieren. Damit ist die private Krankenversicherung auf den demografischen Wandel gut vorbereitet.

Vorteile:
◗◗ Jeder Versicherte zahlt einen individuellen Beitrag gemäß seinem Eintrittsalter und dem gewählten Leistungsumfang.
◗◗ Leistungsgarantie: keine einseitigen Leistungskürzungen aufgrund der vertraglichen Vereinbarung der Leistungspflicht
◗◗ Flexibilität des PKV-Systems: Anpassung des Versicherungsschutzes an die jeweilige Lebenssituation
◗◗ Genehmigungspflicht der Beitragserhöhungen durch einen Treuhänder
◗◗ Rücklagenbildung der PKV mittels Alterungsrückstellungen
◗◗ Generationengerechte Beitragskalkulation

Nachteile
◗◗ Keine beitragsfreie Mitversicherung von Ehegatten und Kindern
◗◗ Abhängigkeit des Beitrags von dem kalkulatorischen Rechnungszins
◗◗ Der am Kapitalmarkt erzielbare Zinsgewinn wirkt sich auf den Beitrag aus.

Die private Kranken- und Pflegeversicherung zeigt, wie es gehen kann. Ihre Beitragskalkulation mit Alterungsrückstellungen – auch Nachhaltigkeitsreserve genannt – ist heute schon vollständig ausfinanziert und mit vorhandenen Kapitalanlagen gedeckt. Die LVM-Krankenversicherung kann mit einer im Markt einzigartigen Beitragssenkungsmaßnahme punkten. Die überdurchschnittlich hohen Alterungsrückstellungen werden nach Maßgabe einer jährlich aktualisierten, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Anlagestrategie an den internationalen Kaptalmärkten angelegt. Die daraus resultierende hohe Beitragsstabilität wird seit Jahren durch herausragende Auszeichnungen verschiedener Ratings bestätigt. Die auf Versicherungsunternehmen spezialisierte Rating-Agentur Assekurata vergab beispielsweise die Top-Bewertung „Exzellent“.

Aber in der privaten Krankenversicherung darf sich nicht jede Person versichern, sondern nur Berufsgruppen beziehungsweise deren Angehörige, die nicht der gesetzlichen Versicherungspflicht unterliegen. Gesetzlich Versicherte können durch Eigenvorsorge nachhaltig handeln und durch den Abschluss von privaten Kranken-Zusatzversicherungen bestehende Versorgungslücken schließen und damit auch zur Stabilität des Gesundheitssystems beitragen.

■ Andrea Weidemann

IGU e. V.