3/2021 Muss „neu“ eigentlich immer gleich „neu“ sein? Wie weit wir für „New Work“ denken dürfen – und wie viel Anteil auch Bewährtes haben darf

In zahlreichen Fachzeitschriften werden Berichte veröffentlicht, Experten gehört, Vor- und Nachteile abgewägt. Aber ist eigentlich wirklich klar, was mit „New Work“ gemeint ist? Oder ist es auch in Ordnung, dass wir alle ein anderes Verständnis davon haben? Im Wesentlichen geht es darum, wie wir alle gemeinsam die Arbeitswelt der Zukunft gestalten wollen. Auf organisatorische Neuerungen treffen technische Möglichkeiten. Und auf wirklich neue Ideen treffen Altbewährtes und auch „Corona Getestetes“.

Der Arbeitsort: wird hybrid
Das größte Augenmerk wird meist auf den Arbeitsort der Zukunft gelegt. In Produktionsbetrieben ist dabei schnell klar: So viele Spielräume gibt es hier nicht. Wer zum Beispiel Teile in Fabriken fertigt, macht dies auch zukünftig nicht aus dem Homeoffice heraus. Aber in „Bürojobs“ haben wir durch Corona gelernt, dass der Arbeitsort für die Produktivität zweitrangig ist. Anders als im „Corona Homeoffice“ werden wir zukünftig auf hybride Welten stoßen. Wenn Besprechungen gleichzeitig digital und vor Ort stattfinden, dann gilt es, neben Räumen vor Ort auch digitale Begegnungsstätten zu schaffen. Die Kombination von technischen Raumausstattungen und Kollaborations-Software wird diese Welt prägen.

Die Arbeitszeit: wird flexibel
Aus Arbeitnehmersicht gerät aber neben dem Ort der Arbeit auch die Arbeitszeit immer stärker in den Fokus. Beliebt sind hier kürzere Arbeitswochen für eine bessere Work-Life-Balance. Darüber hinaus stehen auch übliche Arbeitszeiten auf dem Prüfstand. Verschiedene Sabbatical-Modelle gelten dagegen schon als bekannt und werden in verschiedenen Unternehmen angeboten. Viele dieser Modelle stammen aus dem Ausland. Es bleibt spannend, welche Arbeitszeitsysteme sich bald auch bei uns etablieren und wie sie sich auf Erreichbarkeiten und den kollegialen Austausch auswirken.

Die Automatisierung: ist näher, als wir denken
Nicht zu vergessen ist auch der Grad der Automatisierung. Hier haben verschiedene Branchen schon unterschiedliche Erfahrungswerte gesammelt und unsere Arbeitswelt damit geprägt. Ein digital gestützter Arbeitsalltag in der Zukunft kann, unterschiedlich ausgeprägt, schnell futuristisch wirken. Die Frage ist: Wie weit sind selbstfahrende Autos und selbstlernende Roboter von heute entfernt und wie sehr verändern sie unseren Arbeitsalltag?

Die „New Work“: wartet darauf, gestaltet zu werden
„Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel“, so wusste schon Charles Darwin. Die Arbeitswelt von heute war das „New Work“ von gestern – und so steht auch das neue „New Work“ bereit zur Gestaltung. Wir können diese Welt offen betrachten, Arbeitsmodelle umkrempeln oder auch komplett neu denken. Letztendlich wird sich der Arbeitsmarkt finden. Und wer sich dabei nicht mit wandelt, ist vielleicht irgendwann selbst „Old Work“.

■ Anna Juliana Bohr

IGU e. V.