Zur Erinnerung: Ursprünglich sollten bis 2020 eine Million Elektroautos in Deutschland über die Straßen rollen – das war der im Mai 2011 ausgegebene Plan der Bundesregierung. „Ziel ist es, Deutschland bei der Elektromobilität zum Leitanbieter und Leitmarkt zu machen“, so die damalige Kernaussage.
Dazu hatte die Regierung diverse Maßnahmen auf den Weg gebracht. Durch das Elektromobilitätsgesetz (Emog) vom Juni 2015 wurden Vorrechte für Elektrofahrzeuge eingeführt. So können die örtlichen Straßenverkehrsbehörden zum Beispiel für Elektrofahrzeuge besondere Parkplätze an Ladestationen im öffentlichen Raum reservieren. Parkgebühren für Elektrofahrzeuge können verringert oder ganz erlassen werden. Elektrofahrzeuge können von bestimmten Zufahrtbeschränkungen, die zum Beispiel aus Gründen des Schutzes vor Lärm und Abgasen angeordnet werden, ausgenommen werden. Elektrisch betriebene Fahrzeuge können Busspuren nutzen, wenn die jeweilige Kommune dies gestattet.
Öffentliche Fuhrparks, auch Fahrzeuge des Bundes, wurden zu einem gewissen Anteil auf Elektrofahrzeuge umgestellt. Zusätzlich wurden auf den sog. Dieselgipfeln im August, September und November 2017 die Fonds „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“ aufgelegt, von denen ein Teil auch für die Elektrifizierung des öffentlichen Verkehrs (z. B. durch E-Busse) eingesetzt werden sollte.
Herzstück der öffentlichen Fördermittel ist seit Juli 2016 eine Kaufprämie für Neufahrzeuge, der sogenannte „Umweltbonus“. Dieser beträgt 4.000 Euro für reine Elektrofahrzeuge. Plug-in-Hybride, also Fahrzeuge, die nicht mehr ausschließlich durch den Verbrennungsmotor, sondern zusätzlich auch am Stromnetz aufgeladen werden können, fördert die Bundesregierung mit 3.000 Euro.
Die Ergebnisse all dieser Maßnahmen sind ernüchternd. Stand 01.01.2019 fuhren rd. 150.000 der geförderten Kfz auf deutschen Straßen, 83.175 reine Elektrofahrzeuge und 66.917 Plug-In-Hybride.
Die Gründe sind noch dieselben wie bei Ausgabe des 1 Million-Zieles in 2011:
◗◗ Die Anzahl der Ladestationen in Deutschland ist zwar in den letzten Jahren stark gestiegen, jedoch mit rd. 17.500 Stück noch nicht flächendeckend und im Bundesgebiet sehr unterschiedlich verteilt. Für eine Million E-Autos sind laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft 70.000 Normal-Ladepunkte und 7.000 Schnell-Ladepunkte erforderlich.
◗◗ Nach wie vor ist die Reichweite von Elektrofahrzeugen im Vergleich zu Verbrennungsmotoren geringer.
◗◗ Die Autohersteller verlangen deutlich höhere Preise für Elektrofahrzeuge als für vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren.
Das gesteckte 1 Million-Ziel wird nach aktuellen Prognosen der „Nationalen Plattform Elektromobilität“ (NPE), einem Beratungsgremium der Bundesregierung mit 150 Vertretern aus Industrie, Wissenschaft, Politik, Gewerkschaften und Verbänden voraussichtlich aber im Jahr 2022 erreicht. Eine mutige Prognose!
■ Rainer Rathmer