In der Medien-Landschaft kursieren vielfältige Berichte und Stellungnahmen zur demografischen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland: zum Teil sehr interessante und lesenswerte Artikel, zum Teil aber auch – nicht immer fachlich fundierte – Horror-Szenarien wie z. B. „Heute sorgen drei Arbeitnehmer für einen Rentner. In Zukunft muss ein Arbeitnehmer für mehr als einen Rentner sorgen.“
Also höchste Zeit für einen Klartext auf der Basis von Zahlen des Statischen Bundesamtes.
Für die nachfolgenden Tabellen wurden folgende Annahmen zugrunde gelegt:
◗ Geburtenrate 1,4 Kinder je Frau
◗ Lebenserwartung bei Geburt im Jahr 2060: für Jungen 84,8 Jahre und für Mädchen 88,8 Jahre
◗ Netto-Zuwanderung pro Jahr: 100.000 Personen (Zuwanderung minus Auswanderung).
Diese demografische Entwicklung ist im Wesentlichen vorgezeichnet. Größere Änderungen können sich in erster Linie durch die Anzahl der Zuwanderungen ergeben. Je höher die Zuwanderung ist, umso besser ist das Verhältnis erwerbsfähige Personen zu Rentnern. Damit alle profitieren können, setzt dies aber voraus, dass die zugewanderten Personen integriert werden und auch in „Lohn und Arbeit“ gebracht werden können.
Die Herausforderungen für die sozialen Sicherungssysteme sind enorm, insbesondere für die Altersversorgung, aber auch für die Gesundheitsversorgung und für die Pflege.
Kommentar
◗ Im Jahr 1957 hat die Politik einen schweren Fehler begangen, indem sie die kapitalgedeckte gesetzliche Rentenversicherung („Spartopf für’s Alter“) nach fast 70 Jahren seit Einführung durch Bismarck abgeschafft hat und komplett in ein Umlagesystem geändert hat („Junge zahlen für Alte“).
◗ Nach 45 Jahren wurde im Jahr 2002 dieser Fehler politisch korrigiert. Die Riester-Rente wurde eingeführt: eine zusätzliche kapitalgedeckte Altersversorgung. Die Rente aus dem gesetzlichen Umlagesystem wurde moderat gesenkt. Dieser Schritt war richtungsweisend, notwendig und richtig. Auch wenn einige Details (z. B. Transparenz und Verwaltungsreduzierung) natürlich noch verbessert werden können und sollten. Aber: Die grundsätzliche Ausrichtung stimmt.
◗ In den letzten 10 bis 12 Jahren verharrt die Politik leider „im Nichtstun“, wenn es um die Analyse der Altersversorgung ab dem Jahr 2030 und um die zwingend notwendigen Weichenstellungen geht. Es besteht bedauerlicherweise eine „politische Dauer-Starre“.
◗ Es bleibt die Hoffnung, dass die nächsten 12 Jahre (von 2018 bis 2030) genutzt werden, um die gesetzliche Rentenversicherung ab 2030 politisch „systemfest“ zu machen. Für jedes weitere Jahr „Nichtstun“ werden ansonsten die finanziellen Einschnitte ab 2030 umso größer werden.
Lösungsansätze
Auch wenn die Politik momentan in ihren Handlungsmöglichkeiten leider noch zurückbleibt, so gilt doch für die allermeisten Bürger:
Viele Bürger können für sich privat mit einem „Spartopf“ vorsorgen. Einige Grundsätze dafür sind:
◗ Kapitalgedecktes Produkt (Ansammeln von Sparkapital)
◗ Lebenslange Rentenzahlung
◗ Wahl eines seriösen Finanz-Anbieters
Wenn diese Grundsätze beachtet werden, kann der einzelne nicht allzu viel falsch machen!
■ Ludger Overmann