Gesagt wird vieles – manchmal aber fallen entscheidende Aussagen unter den Tisch. Oder sie werden bewusst weggelassen. Diese Gefahr besteht immer dann, wenn bestimmte Interessen verfolgt werden, selbst auch von Institutionen, die aus ihrer Historie für Werte wie „Objektivität“, „Seriosität“ oder „Verbrauchernähe“ stehen. Der Skandal um den ADAC ist hier ein besonders erschreckendes Beispiel. Doch worauf können sich die Verbraucher denn nun wirklich in puncto „Altersvorsorge“ verlassen?
Gerade bei einem wichtigen Thema wie der eigenen Sicherheit im Alter ist das Dilemma vorprogrammiert:
◗ Es handelt sich um eine sehr komplexe Materie, verschiedenste Anbieter argumentieren mit jeweils „besten“ Lösungen.
◗ Steuerliche Vorschriften – nicht nur für die Behandlung von Beiträgen in der Ansparphase, sondern insbesondere auch zur Besteuerung der späteren Rente – und gesetzliche Förderwege machen die Entscheidungsfindung schwierig.
◗ Teilweise ideologisch eingefärbte Sichtweisen lassen keine objektiven Bewertungen zu.
◗ Verunsicherung führt möglicherweise dazu, die notwendige Entscheidung nach hinten zu verschieben. Dies ist verständlich, verteuert aber die letztendliche Lösung.
Dabei steht eines außer Frage: Die Themen „Altersversicherung“ und „Pflege“ sind die beiden wichtigsten sozialpolitischen Probleme der Zukunft. Dies liegt bekanntermaßen in erster Linie an der Änderung der Altersstruktur unserer Gesellschaft: Immer weniger Junge müssen für immer mehr Ältere aufkommen, die dann auch noch immer länger leben. Eine objektive Auseinandersetzung mit diesem brisanten Thema sollte also im Interesse aller Beteiligten sein.
Über die Probleme dieser Bevölkerungsentwicklung für unsere Sozialsysteme haben wir in der Vergangenheit mehrfach berichtet*. Wer sich vor Augen hält, dass heute beim Eintritt ins Rentenalter bei einer weiter gestiegenen Lebenserwartung jemand noch etwa ein Drittel seines Lebens vor sich hat, erkennt schnell die Gefahr einer zu geringen Vorsorge. Doch nur Verbraucher, die alle Fakten kennen und auch ihre persönliche Versorgungslücke sicher beurteilen können, werden sich passgenau absichern können.
Vor diesem Hintergrund sind die vermehrt um sich greifenden ungenauen Darstellungen zur Situation der gesetzlichen Absicherung und den Möglichkeiten der privaten Vorsorge – insbesondere in einigen Talkshows – kritisch zu bewerten.
Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft GDV hat in seiner Reihe „Faktencheck“ falsche Darstellungen in der jüngsten Vergangenheit aufgegriffen und kommentiert. Besonders negativ aufgefallen sind regelmäßig die Aussagen der Verbraucherzentrale Hamburg, zum Beispiel in „Hart aber fair“ oder im „Morgenmagazin“. Werfen Sie doch mal einen Blick auf diese sehr interessante Klarstellung: www.gdv.de/category/faktencheck oder einfach „GDV Faktencheck“ googeln!
Erfreulich ist hingegen, dass sich in vielen gedruckten Medien tendenziell eine objektivere Auseinandersetzung mit dem Thema finden lässt. So setzen sich die Redakteure zum Beispiel in den Ratings der Zeitschriften „Wirtschafts-Woche“ oder „€uro“ sehr sachlich und wissenschaftlich fundiert mit der Bewertung von Lebensversicherungen als Produkt zur Altersvorsorge auseinander. Beide Ratings erhalten Sie auf Wunsch kostenlos bei: h.suessmuth@lvm.de Jeder Verbraucher sollte sich vor Augen halten, wie wichtig eigenverantwortliche Vorsorge für den letzten Lebensabschnitt ist und sich ausreichend bei fachkundigen Beratern seines Vertrauens und Steuerberatern informieren. Gerade steuerliche Aspekte können nicht unberücksichtigt bleiben, da sie im aktuell niedrigen Zinsumfeld immer öfter den Ausschlag geben. Darüber hinaus spielt eine „garantiert lebenslange Versorgung“ bei immer mehr Verbrauchern eine entscheidende Rolle.
Fazit: Fundierte objektive Beratung ist zur Entscheidungsfindung bei der Altersvorsorge unerlässlich, denn bei so lang laufenden Verträgen sind Fehlentscheidungen teuer und oft nur schlecht wieder zu revidieren.
■ Hans-Peter Süßmuth
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Ausgabe 4/2012: „Lebensversicherung: Sicherer Hafen in stürmischen Zeiten“
Ausgabe 1/2013: „Altersarmut ist weiblich“
Ausgabe 2/2013: „6 Millionen Rentner haben weniger als 500 Euro“
Ausgabe 3/2013: „Der Kampf um die Reserven“