2/2013 Die Qualität der Zusammenarbeit durch regelmäßige Mitarbeitergespräche steigern

Schauen wir uns einmal die betriebliche Realität an: Man begegnet sich im Unternehmen täglich aus vielen Anlässen heraus. Morgens ganz häufig, weil
der Tagesablauf zu besprechen ist, die Besonderheiten eines Auftrages abzustimmen sind oder eine gegenseitige Information über die An- und Abwesenheitszeiten erforderlich ist. Im Verlauf des Tages, weil ein dringender Anruf eines Kunden erfolgt ist und die Reklamation schnellstmöglich erledigt werden muss. Ein/e Mitarbeiter/in sich plötzlich und unerwartet krank gemeldet hat und direkt für Vertretung gesorgt werden muss. Diese Gespräche ergeben sich aus dem Tagesgeschäft und sind damit sehr situationsbezogen.

Woraus ergibt sich nun die Notwendigkeit, ein vom Tagesgeschäft unabhängiges Mitarbeitergespräch zu führen?

Hierzu ein kleiner Test: Bitte schauen Sie sich den Kreis Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einmal hinsichtlich Ihrer Einschätzung zu deren Engagement und Leistungsvermögen an. Suchen Sie den/die aus Ihrer Sicht Top-Mitarbeiter/in und den wenig engagierten und leistungsbereiten Mitarbeiter/in aus. Jetzt beantworten Sie sich selbst für beide einmal folgende Fragen:

◗ Wann hat Ihre Mitarbeiter/in Geburtstag?
◗ Ist er/sie verheiratet und wenn ja, wie viele Kinder hat er/sie?
◗ In welchem Ort wohnt er/sie?
◗ Welches Auto fährt er/sie?
◗ Was sind seine/ihre Hobbies?
◗ In welchem Land/Ort hat er/sie seinen/ihren letzten Urlaub verbracht?
◗ Mit wem verbindet ihn/sie eine Duzfreundschaft im Unternehmen?
◗ In welchen Vereinen oder in welcher Partei ist er/sie aktiv?

Ganz schnell werden Sie feststellen, dass Sie über ihren/ihre besonders geschätzte/n Mitarbeiter/in eindeutig mehr Antworten haben als es bei einem/einer Mitarbeiter/in der Fall ist, den/die Sie als leistungsschwach einordnen.

Wozu nun dieser kleine Test?

Hierdurch erhalten Sie einen deutlichen Hinweis darauf, dass Ihre Kenntnisse und Eindrücke von Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr stark von Ihren persönlichen Vorurteilen abhängig sind. Da wir alle immer wieder mit dem Phänomen der sich selbst erfüllenden Erwartungen zu kämpfen haben, gilt es einen Weg aus dieser Einbahnstraße herauszufinden. Eine sehr gute Möglichkeit ist, regelmäßige Mitarbeitergespräche mindestens einmal pro Kalenderjahr zu führen.

Diese Gespräche müssen unter folgenden Voraussetzungen geplant werden:

◗ Der Termin wird frühzeitig miteinander abgestimmt.
◗ Das Gespräch findet in einer störungsfreien Umgebung statt.
◗ Die Gesprächsdauer ist mit ca. einer Stunde zu planen.
◗ Das Gespräch wird von Ihnen vorher bezüglich der anzusprechenden Themengebiete strukturiert.

Beispielhaft könnten folgende Aspekte angesprochen werden:

◗ Arbeitsergebnisse/Arbeitsaufgaben,
◗ das Arbeitsumfeld,
◗ die gemeinsame Zusammenarbeit,
◗ die Frage nach Entwicklungsperspektiven,
◗ Qualifizierungsmaßnahmen und -wünschen.

Sofern Sie zukünftig Mitarbeitergespräche in dieser Form strukturieren, werden Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter danach ganz sicher deutlich besser kennengelernt haben. Aber Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden Ihnen auch ein deutlicheres Bild zu Ihnen als Führungskraft geben.

Im Ergebnis profitieren beide Seiten von einem vertrauensvoll geführten Mitarbeitergespräch und damit ist die Grundlage für eine weitere gute und gemeinsame erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt.

■ Rüdiger Keller

IGU e. V.