Text: Tobias Lohel

Seit Jahren versucht die Politik, die betriebliche Altersversorgung (bAV) in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) voranzubringen. Acht Jahre nach der Verabschiedung des ersten Betriebsrentenstärkungsgesetzes befindet sich nun ein zweites in der Vorbereitung. Doch was sind eigentlich die Gründe für den bislang mäßigen Erfolg der Reformen? Und wie gut sind Unternehmerinnen und Unternehmer aufgestellt, um ihre Rolle im bAV-System überhaupt erfüllen zu können?
Dr. Rainer Wilmink muss es wissen: Im LVM-Vorstand verantwortet er seit zwölf Jahren die Vorsorgesparten. Im Interview erklärt er, warum das erste Betriebsrentenstärkungsgesetz trotz allem ein wichtiger Impuls war, warum er sich in bAV-müde Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber hineinversetzen kann – und wie Versicherer dazu beitragen können, die bAV praxistauglicher zu gestalten.
Herr Dr. Wilmink, seit Jahren will die Politik die betriebliche Altersversorgung gerade in kleinen und mittleren Unternehmen stärken. Die Verbreitung aber stagniert. Woran liegt’s?
Wilmink: Weder an mangelndem Willen noch an mangelnder Themensensibilität seitens der Unternehmerinnen und Unternehmer. Vielmehr sind die rechtlichen Anforderungen, die Fördermöglichkeiten und die Durchführungswege für betriebliche Altersversorgung nach wie vor schwer überschaubar. Dazu kommt, dass viele KMU in wirtschaftlich angespannten Zeiten das Tagesgeschäft priorisieren. Langfristige Themen wie die bAV rücken dann einfach eher in den Hintergrund.
Dabei sollte doch das Betriebsrentenstärkungsgesetz die bAV attraktiver machen?
Wilmink: Das Gesetz war ein richtiger und wichtiger Impulsgeber und hat an zentralen Stellschrauben angesetzt: Die Neuregelung der Entgeltumwandlung beispielsweise sorgt für Rechtssicherheit und Kalkulierbarkeit – und die Bezuschussung im Rahmen der Geringverdiener-Förderung für finanzielle Entlastung. Trotzdem bleibt das Thema bAV nach wie vor mit einem hohen Maß an Informationsaufwand, Bürokratie und Haftungsfragen verbunden – gerade für KMU, weil diese in der Regel keine eigene Personalabteilung haben. Hier sind auch wir Versicherer gefragt: Wir müssen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber persönlich beraten und ihnen praktikable sowie verständliche Lösungen anbieten können –mitsamt schlanken Prozessen, die sich auch im betrieblichen Alltag bewähren.
Wie gut sehen Sie Ihr eigenes Unternehmen denn hierfür aufgestellt?
Wilmink: Ziemlich gut. Das hat aber auch einiges an Arbeit bedeutet. Wenn ich von praktikablen und verständlichen Lösungen spreche, klingt das so einfach. Tatsächlich war es aber ganz schön knifflig, entsprechende Produktlösungen für KMU zu entwickeln. Schließlich sollen diese Lösungen nicht nur praktikabel und verständlich sein, sondern gleichzeitig auch ein Sicherheitsbedürfnis mit dem Wunsch nach einer ordentlichen Rendite vereinbaren – und das in Zeiten vergleichsweise niedriger Zinsen. Ach ja, und Sonderkonditionen für IGU-Mitglieder mussten natürlich auch drinsitzen. (lacht) Die Mühen haben sich aber gelohnt: Allem voran können wir nun eine sehr moderne Direktversicherung anbieten, ein sogenanntes dynamisches Hybridprodukt.
Von Hybridprodukten ist ja immer häufiger die Rede. Sind die quasi das neue Normal in der Altersvorsorge? Was verbirgt sich dahinter?
Wilmink: Bei den klassischen Rentenversicherungen mit Garantien sind die Beiträge sicherheitsorientiert angelegt worden. Bei den fondsgebundenen Rentenversicherungen, wie sie heute in der privaten Altersvorsorge üblich sind, fließen die Beiträge chancenorientiert in Investmentfonds.
Dynamische Hybrid-Lösungen wie unsere Direktversicherung vereinen diese beiden Welten miteinander. Ein hoher Anteil des Vertragsguthabens ist in Fonds angelegt, der verbleibende Anteil klassisch. Und je nach Marktlage wird Kapital umgeschichtet, dynamisch halt.
Im Ergebnis garantieren wir den Versicherten eine Mindestleistung und eröffnen gleichzeitig die Chance, ordentlich von der Entwicklung an den Kapitalmärkten zu profitieren. Auch unser Unterstützungskassen-Produkt basiert inzwischen auf diesem hybriden Ansatz.
Dass Ihr Unternehmen den IGU-Mitgliedern Sonderkonditionen anbietet, haben Sie ja schon ganz subtil einfließen lassen. Genauso, dass die LVM unterschiedliche Produktlösungen entwickelt hat. Wie aber soll der Unternehmer oder Arbeitnehmer von nebenan wissen, was überhaupt die für ihn und seine Mitarbeiterschaft beste Produktlösung ist?
Wilmink: Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber brauchen für ihr Unternehmen ein individuelles bAV-Konzept, kein Konzept von der Stange. Mit einer Produktlösung, die zu ihnen und ihren Mitarbeitenden passt – und die gleichzeitig einfach und flexibel ist. Solche individuellen Konzepte zu entwickeln, entspricht genau unserem Job. Womit wir wieder beim Thema persönliche Beratung sind.
Wichtig ist außerdem, dass sich eine Versicherungsagentur als Wegbegleiter über den bAV-Vertragsschluss hinaus versteht. Ihre Aufgabe ist es, die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber langfristig zu entlasten – beispielsweise, indem sie ihnen Verwaltungsaufgaben abnimmt oder gesetzliche Neuerungen im Blick behält.
Herr Dr. Wilmink, was möchten Sie den IGU-Mitgliedern zum Thema bAV abschließend mit auf den Weg geben?
Wilmink: Betriebliche Altersversorgung ist inzwischen ein wesentliches Merkmal für Arbeitgeberattraktivität, nicht nur für Großkonzerne. Gerade in KMU hat das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern und ihren Mitarbeitenden einen hohen Stellenwert. Eine bAV kann dieses Vertrauen stärken und die Loyalität der Mitarbeitenden erhöhen. In Zeiten des Fachkräftemangels bedeutet das womöglich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Wer mit betrieblicher Altersversorgung seine Arbeitgebermarke stärken möchte, sucht am besten den Weg in eine Versicherungsagentur vor Ort. Eine Entscheidung für die LVM ist hier eine für ein individuelles bAV-Konzept mit einer modernen Produktlösung – und für persönliche Beratung sowie langfristigen Service.
Foto: LVM Versicherung/Erik Hinz

Zum Autor:
Tobias Lohel arbeitet als Versicherungskaufmann im Leben Produktmanagement.
