1/2023 „War for Talents“ erfordert Umdenken bei Arbeitgebern

Der Arbeitsgebermarkt hat sich zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt

Text: Kim Allendörfer und Stefan Stelthove

In vielen Branchen der deutschen Wirtschaft herrscht seit Jahren ein Mangel an qualifiziertem Fachpersonal. Schon heute bleiben deshalb viele Stellen unbesetzt. Verpasste Wachstumschancen aufgrund von Personalmangel können zu enormen finanziellen Einbußen führen. Unternehmen buhlen infolgedessen im sogenannten „War for Talents“ (Kampf um Talente) um die besten Kandidaten.

Aufgrund des demografischen Wandels und des stetigen Rückgangs der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist davon auszugehen, dass sich dieser Fachkräftemangel weiter zuspitzen wird. Deshalb sollten Unternehmen nicht die Chance verpassen, durch gezielte Maßnahmen, Talente anzusprechen und ihre Arbeitgebermarke zu stärken.

Die Erwartung der Arbeitnehmer gegenüber Arbeitgebern verschieben sich zunehmend von der reinen Erfüllung finanzieller Bedürfnisse hin zu einer erweiterten sozialen Verantwortung

Es gibt zahlreiche Studien, die sich mit der Frage beschäftigen, welche Faktoren einen Arbeitgeber besonders attraktiv machen. Grundsätzlich wird zwischen instrumentellen und symbolischen Arbeitsplatzaspekten unterschieden.

Instrumentelle Arbeitsplatzaspekte wie z. B. das Gehalt, die Anzahl der Urlaubstage oder der Standort des Unternehmens sind objektiv, greifbar und bieten Arbeitnehmern einen konkreten Nutzen. Beschränken sich Arbeitgeber jedoch allein auf das Angebot instrumenteller Aspekte, wird ein wichtiger Teil dessen, was ein Unternehmen zu einem attraktiven Arbeitgeber macht, vergessen. Denn ebenfalls symbolische Aspekte tragen maßgeblich zur Arbeitgeberattraktivität bei. Letztere beschreiben subjektive, abstrakte und an die individuelle Wahrnehmung geknüpfte Assoziationen. Ein symbolischer Aspekt ist z. B., dass ein Arbeitgeber als verantwortungsvoll und sozial wahrgenommen wird.

Dabei gibt es verschiedene Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um verantwortungsvoll und sozial zu agieren. Bspw.

  1. Ehrenamtliches Engagement: Arbeitgeber unterstützen lokale Projekte mit Spenden oder ehrenamtlicher Mitarbeit.
  2. Corporate Social Responsibility: Unternehmen setzen sich für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen ein, indem sie beispielsweise umweltfreundliche Praktiken fördern oder den Einsatz von nachhaltigen Materialien unterstützen.
  3. Engagement für die Gesundheitsprävention: Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern Angebote zur Gesundheitsprävention (bspw. Bezuschussung der Fitnessstudio-Mitgliedschaft) zur Verfügung.
  4. Förderung der Gleichstellung und Diversität: Arbeitgeber engagieren sich für Gleichstellung und Diversität am Arbeitsplatz, indem sie beispielsweise Maßnahmen zur Förderung von Chancengleichheit ergreifen.

    Tue Gutes und rede darüber

    Wer Gutes tut, sollte darüber auch sprechen. Dabei braucht es jedoch vor allem eines: Ehrlichkeit und Authentizität. Spätestens nach Arbeitsbeginn kommen „Unwahrheiten“ ans Licht. So sind die ersten sechs Monate im Job nicht nur eine Bewährungsprobe für Arbeitnehmer, sondern auch für Unternehmen.

    Eine Studie von Softgarden belegt, dass 17,8 Prozent* der Bewerber bereits während der ersten 100 Tage den neuen Job gekündigt haben. Unternehmen, die mit einem verfälschten Arbeitgeberbild im Employer Branding werben, müssen damit rechnen, neu gewonneneTalente schneller wieder zu verlieren, als sie dazugewonnen zu haben.

    * Quelle: https://go.softgarden.com/de/study/onboarding-reloaded-2022/

    Fazit

    Angesichts des demographischen Wandels und dem damit einhergehenden Fachkräftemangel ist es für Unternehmen wichtiger denn je, ihre Arbeitgebermarke zu stärken. Ein Unternehmen, das Verantwortung übernimmt, zeigt sein Engagement für seine Mitarbeiter, die Gemeinschaft und die Umwelt. Es wird nicht mehr ausschließlich als Einheit zur Gewinnmaximierung betrachtet. Arbeitgeber sollten die Übernahme unternehmerischer Verantwortung im Hinblick auf die Akquise neuer Mitarbeiter nicht unterschätzen.


    Zur Autorin:

    Kim Allendörfer arbeitet im Employer Branding und findet die Anforderungen der Gen Z sehr spannend, weil sie Arbeitgeber mit den „altbekannten Themen“ vor neue Herausforderungen stellt.

    Zum Autor:

    Stefan Stelthove ist Spezialist für Employer Branding & Recruiting und davon überzeugt, dass eine hohe Arbeitgeberattraktivität eine elementare Rolle für einen zukünftigen Unternehmenserfolg spielt.

    IGU e. V.