Kennen Sie den Spruch „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“? Wir mögen über derartige Sprüche oder Glaubenssätze schmunzeln. Lassen Sie uns einmal einen Blick darauf werfen, wie sie uns prägen und welchen Einfluss sie auf unsere Persönlichkeit haben.
Schon im Elternhaus können Sätze fallen wie:
„Was sollen denn die Nachbarn denken?“
„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“
„Ohne Fleiß kein Preis.“
„Säge nicht an dem Ast, auf dem du sitzt.“
„Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“
„Erfolg macht einsam.“
„Ich weiß, was gut für dich ist. Irgendwann wirst du es mir einmal danken.“
Diese Liste könnte endlos fortgeführt werden. Interessant ist, einmal darauf zu schauen, was diese Sätze in uns auslösen können und wie sie uns sowohl im Berufs- als auch Privatleben beeinflussen.
Die Entstehung von derartigen Glaubenssätzen verläuft in der Regel in drei Phasen.
In der Prägungsphase nehmen wir Ereignisse mit allen Sinnen auf und erleben vieles ganz neu. Diese erste Phase beginnt mit der Geburt und endet ungefähr mit dem siebten Lebensjahr. In der Modellierungsphase nehmen wir nicht nur alles in uns auf, wir versuchen auch unsere Eltern oder andere Personen nachzuahmen. Diese Phase dauert ca. bis zum 13. Lebensjahr. Die dritte Phase ist die Sozialisierungsphase. In dieser Phase werden unsere sozialen Wertvorstellungen und Glaubenssysteme geprägt.
Je nach den Erfahrungen, die wir in diesen Phasen machen, bilden sich auch unsere Glaubenssätze heraus und werden in unserem Gehirn verknüpft. Sie können uns positiv, aber auch negativ beeinflussen.
Oft sind sie so tief in uns verankert, dass wir uns ihrer gar nicht bewusst sind. Handelt es sich um einen negativen Glaubenssatz, stehen wir uns selbst im Weg, denn unbewusst halten wir ihn für die Wahrheit.
Hier ein paar Beispiele:
„Ich schaffe das sowieso nicht.“
„Die anderen sind besser als ich.“
„Ich konnte noch nie vor anderen Menschen reden.“
Gerne werden auch Generalisierungen genommen, wie „immer“ … oder „nie“ …
Wie wäre es, wenn wir diese uns hindernden Glaubenssätze hinterfragen und im optimalen Fall umformulieren?
Das ist sicher nicht leicht, wenn diese schon lange gelebt wurden, aber dennoch möglich.
Wir könnten innehalten und uns fragen:
„Wie komme ich zu der Überzeugung?“
„War das tatsächlich immer so oder habe ich Ausnahmen erlebt?“
„Was waren diese Ausnahmen? Wie könnte ich den Glaubenssatz positiv formulieren?“
„Die anderen sind besser als ich.“
oder vielleicht doch lieber
„Ich schaffe Dinge, auf die ich stolz sein kann, wie z. B. …“.
Manchmal ist es sinnvoll, auf die positiven Aspekte eines vermeintlich negativen Glaubenssatzes zu schauen.
Hat der Glaubenssatz „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ vielleicht einen zuverlässigen, pflichtbewussten Menschen aus mir gemacht? Stimmt die Balance zwischen Arbeit und Vergnügen? Kann ich gut damit leben? Falls ja, ist alles bestens.
Der Blick auf die eigenen Glaubenssätze kann sehr spannend sein und ist ein langer Prozess, der im Alltag gedanklich immer mitlaufen kann. Allein die Bewusstmachung und Sensibilisierung dafür, lässt uns schon so manche eigene Überzeugung und vermeintliche Wahrheit hinterfragen. Sollten die Einschränkungen, die durch die Glaubenssätze verursacht werden, sehr belastend sein, so lohnt es sich mit Hilfe professioneller Begleitung tiefer einzusteigen.
Um auf das Leitthema dieser Ausgabe „Glück und Zufriedenheit“ zurückzukommen, hätte ich da auch noch etwas für Sie:
„Das Glück liegt auf der Straße“ – „Jeder ist seines Glückes Schmied“ – „Scherben bringen Glück“
Viel Erfolg bei der Suche nach Ihrem Glück!
■ Silvia Wiefel