4/2022 Macht Ihr Auto Sie glücklich?

Fahrerassistenzsysteme in PKW

Ein langjähriger Nachbar von mir hatte damals einen roten Opel Rekord mit schwarzem Vinyldach. Er liebte dieses Auto und hatte nur lobende Worte dafür. Einmal wöchentlich wusch er es von Hand, obwohl es, so mein subjektiver Eindruck, gar nicht schmutzig war. Es war ganz offensichtlich: Sein Auto machte ihn glücklich, zumindest aber sehr zufrieden.

Seine Emotionen für sein Auto passen zum Leitthema dieser IGU-Ausgabe „Glück und Zufriedenheit“.

Derartige Gefühle für ein Auto konnte ich nie so ganz nachvollziehen. Ich gehörte eher in die Kategorie des rationalen Autobesitzers, der Mängel ignoriert, soweit sie die Fahrbereitschaft oder die Sicherheit nicht beeinträchtigten. Lackschäden an meinem Auto fallen meist anderen auf, mir fehlt der Blick dafür.

Autos jüngerer Bauart haben aber eine zum Teil faszinierende Technik, die einem ein Staunen abnötigt, zum Teil aber auch Berührungsängste und Überforderung. Was ich meine, sind die zunehmend anzutreffenden Fahrerassistenzsysteme.

Manche arbeiten unauffällig im Hintergrund und treten nur dann in Erscheinung, wenn das Ereignis, für das sie gebaut bzw. programmiert wurden, eintritt. So zum Beispiel der automatische Notbremsassistent. Den registrierte ich erstmals, als ich rückwärtsfahrend schlagartig abgebremst wurde, weil der Sensor einen plötzlich auftauchenden Radfahrer erfasste. Ich hatte ihn schlicht übersehen, weil ein neben mir parkendes Auto die Sicht behinderte. In die gleiche Kategorie fällt der Spurhalteassistent. Dieser bremst das Fahrzeug ab und lenkt selbständig gegen, wenn eine auf der Straße befindliche Spurlinie überfahren wird, ohne den Blinker zu betätigen. Das ist in engen Autobahnbaustellen mit sehr schmalen Fahrspuren manchmal nervig. Denn es hindert den Fahrer, auf der rechten Spur auch wirklich ganz rechts zu fahren, um den links Fahrenden ein Gefühl von mehr Freiraum und Sicherheit zu geben. Standardsysteme wie das Antiblockiersystem (ABS) oder das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP), werden gar nicht mehr erwähnt, sondern deren Vorhandensein wird auch in älteren Fahrzeugen voraussetzt. Letzteres ist in seiner Funktion so unauffällig, dass man seinen hohen Nutzen erst zu schätzen weiß, wenn es bei einem Training auf einem Verkehrsübungsplatz ausgeschaltet wird, um die Wirkungsweise kennenzulernen. Dann wird deutlich, was diese Technik alles leistet.

Andere Assistenten müssen gezielt eingeschaltet werden, so zum Beispiel der die Geschwindigkeit konstant haltende Tempomat bzw. der Geschwindigkeitsbegrenzer. Dieser verhindert, dass die zulässige Geschwindigkeit überschritten wird und wird deshalb gern innerorts eingeschaltet. Gleiches gilt für den automatischen Abstandsregler, der im zähfließenden Verkehr auf der Autobahn die Bequemlichkeit erhöht, weil er bremsen und Gas geben überflüssig macht. In diese Gruppe der gezielt einzuschaltenden Assistenten gehört auch der Parkassistent, der in der Lage ist, das Auto selbstständig einzuparken, ohne, dass der Fahrer die Lenkung bedient. Voraussetzung ist seine richtige Bedienung. Wie das geht, erschließt sich leider nicht immer intuitiv. Das Lesen der Bedienungsanleitung erscheint notwendig. Manche Autofahrer – ich auch – sind dann raus, weil sie grundsätzlich keine Bedienungsanleitungen lesen mögen.

Weitere der zahlreichen Assistenzsysteme sind zum Beispiel Spurwechselassistent, Verkehrszeichenbeobachter, Aufmerksamkeitsüberwachung oder (eher für Lkw) der Abbiegeassistent. Die Liste ließe sich noch um weitere Systeme verlängern.

Jeder Autofahrer hat unterschiedliche Prioritäten, was solche Assistenzsysteme angeht. Auch ich habe einen Favoriten. Altersbedingt haben meine Augen nicht mehr dieselbe Sehkraft wie in jungen Jahren. Mein Lieblings-Assistenzsystem ist deshalb der Fernlichtassistent. Er passt die Leuchtweite und den Leuchtkegel der variabel regelbaren LED Scheinwerfer je nach Abstand des vorausfahrenden oder entgegenkommenden Fahrzeugs elektronisch an. Man kann also mit permanentem Fernlicht und optimaler Sicht fahren, ohne abblenden zu müssen. Herrlich! Ich bin glücklich, wenn ich bei Dunkelheit mit Fernlicht fahre… ;)

■ Rainer Rathmer

IGU e. V.