Mit Verlässlichkeit und Stabilität fühlen wir uns wohl und sicher. Allerdings lassen uns neue Technologien, veränderte Lieferketten und wandelnde Kundenwünsche immer dynamischer werden. Egal, ob Startup, mittelständisches Unternehmen oder Großkonzern – das Streben nach Flexibilität verändert Arbeitsweisen. Agil zu sein bedeutet, beweglich zu bleiben, das Umfeld im Blick zu behalten und unsere noch so stabilen Vorhaben im Zweifelsfall zu ändern.
Agile Arbeitsweisen haben ihren Ursprung im „Agilen Manifest“ aus der Softwareentwicklung. Für ein fertiges Softwareprodukt bedarf es tausender Codezeilen und komplexer Verknüpfungen. Die Entwicklung kann langwierig und fehleranfällig sein. Das Manifest hilft, diesen Zustand zu verbessern. Sehr komplexe Prozesse zur Erarbeitung eines Endprodukts finden sich allerdings nicht nur in der Softwareentwicklung, sodass das Thema Agilität mittlerweile weit verbreitet ist.
Das Prinzip ist grundsätzlich ganz einfach: Statt direkt über das große Ganze nachzudenken, wird das kleinste, funktionsfähigste Teil erarbeitet, auch Inkrement genannt. Der Fokus auf dieses einzelne Teil reduziert die Komplexität und ermöglicht ein direktes Testen der Funktionalitäten. Es ist schnell erkennbar, ob das Vorhaben funktioniert. Falls notwendig, wird in der nächsten Iteration (Arbeitsschritt) verbessert, oder ganz neu gedacht.
Eine der bekanntesten agilen Methoden ist Scrum. Diese Methode stellt den iterativen (sich schrittweise der Lösung nähernden) und inkrementellen (aufeinander aufbauenden) Ansatz in den Mittelpunkt. Sie bildet mit festen Meetings, Tools und Rollen eine Struktur ab, die Transparenz über die Fortschritte ermöglicht. Eines der wichtigsten Grundsätze von Scrum ist die Selbstorganisation des Teams. Der Begriff Scrum kommt aus dem Rugby und bezeichnet das Gedränge um die Ballfreigabe. Dieses Bild ist für das agile Arbeiten in Unternehmen gut zu nutzen, denn die Spieler:innen warten nicht auf Anweisungen vom Trainer:in, sondern arbeiten eigenverantwortlich, um das gesteckte Ziel zu erreichen.
Scrum wird mittlerweile nicht nur in Unternehmen eingesetzt, sondern zum Beispiel auch in Orchestern. Musikstücke werden hierfür in Abschnitte aufgeteilt und Stück für Stück einstudiert. Dabei agieren die Musiker:innen eigenverantwortlich und Dirigent:innen handeln mehr unterstützend als leitend.
Agil zu sein, ist eine Haltung. Es gibt keine festen Regeln, welche Methodiken einzusetzen sind. Werden die Werte des „Agilen Manifests“ verfolgt und auf unterschiedliche Situationen übertragen, gewinnen wir alle ein bisschen mehr Flexibilität und am Ende auch mehr Zufriedenheit.
INFO:
Das „Agile Manifest“ (aus der Softwareentwicklung)
Das „Agile Manifest“ besagt, dass bessere Wege zur Softwareentwicklung erschlossen werden, indem Entwickler:innen es selbst tun und anderen dabei helfen. Durch diese Tätigkeit haben die Entwickler:innen folgende Werte mehr zu schätzen gelernt als andere:
▶ Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
▶ Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation
▶ Zusammenarbeit mit dem Kunden:in mehr als Vertragsverhandlung
▶ Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans
Die Werte auf der rechten Seite sind wichtig, dennoch werden die Werte auf der linken Seite höher eingeschätzt. Auch wenn das „Agile Manifest“ den Fokus auf die Softwareentwicklung legt, kann es auf viele andere Prozesse übertragen werden.
Quelle: agilemanifesto.org
■ Anna Juliana Bohr