4/2021 Nachhaltiges Handeln als Unternehmer – wie ist das möglich?

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde und zahlreiche Personen, Unternehmen und politische Akteure bezeichnen ihr Handeln kurzerhand als nachhaltig. Doch was ist unter Nachhaltigkeit überhaupt zu verstehen?

Wissenschaftlich betrachtet werden unter Nachhaltigkeit die ESG-Kriterien subsumiert. Dabei steht E für Environmental, S für Social und G für Governance – also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Nachhaltigkeit basiert damit auf drei gleichgewichteten Kriterien und nicht – wie im öffentlichen Diskurs häufig angenommen – lediglich auf dem Leitgedanken des Umweltschutzes.

Als nachhaltiges Handeln können also Aktivitäten verstanden werden, die einen der ESG-Aspekte positiv beeinflussen. Und dies bestenfalls, ohne dabei auf ein anderes Kriterium negativ einzuwirken.

Dieses umfassende Verständnis bietet zahlreiche praktische Ansatzpunkte. In der Versicherungsbranche können dies für den Aspekt Umwelt etwa die Förderung der Energiewende durch das Angebot von Versicherungsschutz für Erneuerbare Energien und die Versicherbarkeit von E-Autos sein. Als weitere Handlungsfelder, die beispielsweise auch für Handwerks- und Gastronomiebetriebe anwendbar sind, kommen solche in Frage, die auf die Verbesserung der Ressourceneffizienz, die Reduzierung des Energieverbrauchs und ein wirkungsvolles Abfallmanagement abzielen.

Im Bereich Soziales können Maßnahmen mit positiven Auswirkungen auf die Gesellschaft, zum Beispiel das Vorantreiben der regionalen Entwicklung oder die Unterstützung sozialer Organisationen, angeführt werden. Aber auch der gerechte Umgang mit dem Personal (etwa faire Bezahlung und fairer Überstundenausgleich) und die Beschaffung von Material aus menschenrechtskonformen Lieferstätten dürfen als nachhaltig bezeichnet werden. Weitere denkbare Handlungsfelder für Unternehmer sind die Verbesserung der Arbeitssicherheit im Betrieb und das Angebot von Bildungsmaßnahmen für die Belegschaft.

Das Kriterium Unternehmensführung beinhaltet die Aspekte Korruption und Bestechung. Unternehmer können bei ihren Lieferanten explizit auf Maßnahmen zur Vermeidung dieser Aspekte achten – und die Geschäftsbeziehungen bei Verfehlungen beenden. Aber auch das transparente Verhalten gegenüber Kunden – beispielsweise die Aufklärung über Ausschlüsse eines Versicherungsproduktes – und das eigene, gesetzeskonforme Verhalten (zum Beispiel in Steuerangelegenheiten) zahlen positiv auf den Aspekt Unternehmensführung ein.

Diese Beispiele sind keinesfalls abschließend – bei der Sammlung praktischer Maßnahmen ist Kreativität gefragt. Wer also nachhaltig handeln möchte, findet sicherlich auch geeignete Anknüpfungspunkte für seine Branche.

■ Kilian Staab

IGU e. V.