1/2021 Auf Knopfdruck zur Arztsprechstunde

Der Wert der eigenen Gesundheit wird häufig erst dann geschätzt, wenn eine Krankheit eingetreten ist. Aber: In Deutschland gibt es immer weniger Hausarztpraxen, an die sich Erkrankte wenden können. Viele Ärzte gehen laut einer Umfrage der Bundesärztekammer zeitnah in den Ruhestand, gleichzeitig sind immer weniger Nachwuchs-Mediziner auf eine eigene Praxis aus. Insbesondere in ländlichen Regionen fehlen Nachfolger, denn niederlassen möchten sich Ärzte wenn, dann hauptsächlich in den Städten. Zu den Warte- kommen so immer häufiger auch noch ordentliche Wegezeiten für die Patienten.
Dem gegenüber steht die immer älter werdende Bevölkerung. Der Bedarf an Betreuung und Pflege nimmt zu. Insbesondere für die Bewohner von medizinisch nicht gut angebundenen Bereichen bringt diese Entwicklung viele Nachteile mit sich. Die teils langen Strecken zum Hausarzt sind für die Generation 50+ oder Menschen mit Behinderung aufgrund fehlender oder eingeschränkter Mobilität oftmals nur schwer zu bewältigen.
Die Folge: Auch wenn es geboten erscheint, wird der Arzt nicht aufgesucht. Die medizinische Versorgung leidet darunter: Erkrankungen können verschleppt oder zu spät erkannt werden. Dadurch entstehen gesundheitliche Risiken.
Videosprechstunden ergänzen herkömmliche Beratungsformate
Wir möchten mit unserer Familie und unseren Freunden in Kontakt bleiben, wenn diese entfernt leben oder besondere Zeiten einen persönlichen Besuch nicht möglich machen. Videodienste bieten hierfür eine ideale Lösung − Programmen wie Skype oder Facetime sei Dank. Auch zur Verbesserung der medizinischen Versorgung kann diese Technologie eingesetzt werden: für medizinische Videoberatung. Warteoder Wegezeiten gibt es hier nicht, mangelnde Mobilität ist schlicht irrelevant.
Zugleich lässt sich durch die Bildübertragung eine Nähe zum Arzt herstellen, die bei vielen Patienten einen hohen Stellenwert hat. Damit ist nicht nur gemeint, dass das Gesicht des Arztes während eines Gespräches zu sehen ist – er kann während einer Videoberatung zudem erklärende Texte oder Grafiken einblenden oder mit seinem Gegenüber einen gemeinsamen Blick auf dessen Laborergebnisse oder Röntgenbilder werfen. Auch Handgriffe wie das richtige Anlegen eines Blutdruckmessgeräts lassen sich per Videoberatung gut erklären und dann sogar vorführen.
Darüber hinaus können beispielsweise ein weiterer Arzt oder der Pflegedienst in die Beratung eingebunden werden. Eine solche Vernetzung ermöglicht eine intensive Betreuung und bietet älteren Menschen die Chance, nicht früher als unbedingt notwendig aus den eigenen vier Wänden in eine Pflegeeinrichtung umziehen zu müssen.
Nur Diagnosen, die lassen sich noch nicht per Videoberatung stellen. Das liegt in der Natur der Sache – schließlich findet online keine medizinische Untersuchung statt.
Videodienstanbieter gewährleisten sicheren Ablauf
Häufig besteht seitens der Patienten noch eine gewisse Zurückhaltung gegenüber einem digitalen Austausch mit einem Arzt. Grund hierfür sind an erster Stelle Sicherheitsbedenken, gefolgt von der allgemeinen Skepsis gegenüber potenziell fehleranfälliger IT. Allerdings müssen Ärzte oder Psychotherapeuten − unter Einhaltung der berufsrechtlichen Rahmenbedingungen − für ihre Onlineberatung einen zertifizierten Videodienstanbieter auswählen. Und dieser sorgt für einen reibungslosen und sicheren technischen Ablauf der Sprechstunde.
Bietet der eigene Haus- oder Facharzt noch keine Videosprechstunde an, können sich Interessenten über Portale wie Jameda oder Doctolib auch an einen anderen Behandler wenden. Oder aber sie erkundigen sich bei ihrem Versicherer, ob der medizinische Videoberatung als Serviceleistung anbietet. Die LVM Versicherung beispielsweise kooperiert neuerdings – genauso wie einige andere Krankenversicherer und -kassen − mit dem Dienstleister MD Medicus Assistance Service: Krankenvoll- oder Beihilfeberechtigte können dem Dienstleister online angeben, wann und zu welchem Thema sie sich mit einem Experten online austauschen möchten, und erhalten dann einen Termin mit einem Allgemeinmediziner oder Facharzt.
Fazit
Die Arzt-Patienten-Kommunikation wird vielfältiger. Eine Videosprechstunde bietet individuelle Unterstützung bei medizinischen und gesundheitsbezogenen Fragestellungen. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Beratungsformaten verlangt sie den Patienten weder Wartezeiten noch Wegstrecken ab. Damit ergänzt sie auf komfortable Art und Weise die Sprechstunden in Präsenz.
■ Andrea Weidemann

IGU e. V.