Wir hatten an dieser Stelle zuletzt vor einem Jahr über den Stand zum Thema Elektromobilität berichtet. Zeit für ein kurzes Update.
2011 hat die Bundesregierung das Ziel ausgegeben, dass bis 2020 eine Million Elektroautos in Deutschland zugelassen sein sollten. Deutschland wollte bei der Elektromobilität zum Leitmarkt werden. Neun Jahre Zeit bis dahin, dennoch ein mutiges Ziel, wenn man nahezu bei Null beginnt.
Um dieses zu erreichen, wurden Sonderrechte für Elektrofahrzeuge eingeführt. Örtliche Straßenverkehrsbehörden haben zum Beispiel die Möglichkeit, für Elektrofahrzeuge besondere Parkplätze an Ladestationen im öffentlichen Raum zu reservieren. Parkgebühren für Elektrofahrzeuge dürfen
verringert oder ganz erlassen werden. Elektrisch betriebene Fahrzeuge können Busspuren nutzen, wenn die jeweilige Gemeinde dies gestattet.
Wesentlicher Treiber ist seit Juli 2016 eine Kaufprämie für Neufahrzeuge, der sogenannte „Umweltbonus“. Bis Mai dieses Jahres betrug dieser 6.000 Euro für reine Elektrofahrzeuge und 4.500 Euro für Plug-In-Hybride – also für Fahrzeuge, die nicht
mehr ausschließlich durch den Verbrennungsmotor, sondern zusätzlich auch am Stromnetz aufgeladen werden können.
Hier hat die Bundesregierung im Juni noch einmal deutlich nachgebessert: 9.000 Euro beträgt jetzt die maximale Förderung für reine E-Fahrzeuge, 6.750 Euro für Plug-In-Hybride.
Viel Geld – und die Wirkung ist nicht garantiert. Denn die Gründe für die bisherigen Anlaufschwierigkeiten von E-Fahrzeugen sind immer noch offensichtlich. Außer den hohen Kaufpreisen gelten auch geringe Reichweiten, zu wenige Ladestationen und die begrenzte Lebensdauer des
teuren Akkumulators als „Showstopper“.
Das Thema E-Fahrzeuge hat zwar seit einigen Jahren Fahrt aufgenommen, allerdings mit noch gemäßigtem Tempo. 32 verschiedene deutsche Elektroautomodelle waren Ende 2019 auf dem Markt. Die Zulassungszahlen elektrischer Autos steigen inzwischen stärker als zur Einführung der Kaufprämie.
Die Zahlen zum 1. Januar 2020 (Quelle Kraftfahrtbundesamt): 136.617 reine Elektrofahrzeuge (Vorjahr 83.175), 102.175 Plug-In-Hybride (Vorjahr 66.997). Die Gesamtzahl der Hybrid-Pkw – einschließlich der nicht geförderten Fahrzeuge – betrug
539.383 (Vorjahr 341.411).
Über die avisierte und noch nicht erreichte Zielmarke von einer Million Elektrofahrzeugen wird kaum mehr gesprochen. Die „Nationale Plattform Zukunft der Mobilität“, ein Beratungsgremium der Bundesregierung und nach eigenen Angaben „der zentrale Ort zur Diskussion strategischer
Weichenstellungen im Mobilitätsbereich“, denkt aber schon weiter: Bis 2030 erwartet sie 7–10 Millionen reine Elektrofahrzeuge und Plug-In-Hybride auf deutschen Straßen.
Doch dazwischen werden immer wieder kleine Bremsraketen mit großer medialer Wirkung gezündet: So zum Beispiel im Januar dieses Jahres, als bekannt wurde, dass die Kilowattstunde an Ionity-Ladestationen entlang der Autobahnenkünftig 79 Cent kosten sollte – ungefähr das Dreifache dessen
aus der heimischen Steckdose. Dass die Ladeleistung der Ionity-Ladestationen deutlich stärker und somit schneller ist, wird bei solchen Preisunterschieden schnell unwichtig.
Die Entwicklung bleibt spannend. Auch ich bin inzwischen elektrisch unterwegs: Ich habe mir ein E-Bike gekauft. Um diesen Spaßfaktor zu toppen, müssen sich Autohersteller anstrengen, so meine ganz persönliche Meinung …
- Rainer Rathmer