Eigentlich ist die Frage schon falsch gestellt, da der Begriff „Phase“ den Eindruck erweckt, als ob in absehbarer Zeit wieder steigende Zinsen zu erwarten sind. Glaubt man indes den Wissenschaftlern des Institutes der deutschen Wirtschaft, so erhöht sich der Realzins bis 2025 gerade mal auf 1,3 Prozent, um dann wieder bis zum Jahr 2050 auf 0 Prozent zu sinken. Und jeder weiß es mittlerweile aus eigener Erfahrung: Das Null-Zins-Szenario ist Realität.
Wer in der Vergangenheit mit klassischen Altersvorsorgeprodukten langfristig für seinen Ruhestand angespart hat, musste feststellen, dass ein nur um einen Prozentpunkt niedrigeres Zinsniveau einen Beitragsmehraufwand von oft 15–20 Prozent bedeutet hat, um das Niveau der Altersversorgung stabil zu halten. Für Sparer mit geringen und mittleren Einkommen wurde es immer schwerer, mit klassischen Vorsorgeprodukten eine auskömmliche Versorgung im Alter aufzubauen.
Je geringer das Zinsniveau in der Vergangenheit wurde, umso geringer musste auch der Zins sein, der dem Kunden langfristig von Versicherungsunternehmen garantiert werden durfte. Dies wird vom Gesetzgeber streng überwacht. Mit dem Zins sank über die Jahre die Rendite von Lebensversicherungen, die aber trotzdem gegenüber vergleichbaren Vorsorgeprodukten immer attraktiv geblieben sind.
Wenn aber der Garantiezins weiter gegen Null sinkt, besteht die Gefahr, dass die Summe der eingezahlten Beiträge möglicherweise nicht mehr garantiert werden kann. Der von vielen Kunden gewünschte „Beitragserhalt“ könnte entfallen. Die Anlage unter dem Kopfkissen wäre – nur bezogen auf die garantierten Werte – dann die bessere Alternative. Natürlich kommen die Gewinne hinzu, die aber bei diesen klassischen Produkten mit den vorgeschriebenen, engen Anlagemöglichkeiten kaum attraktive Renditechancen zulassen.
Die Folge: Geschäftsmodelle im Wandel
Aus diesem Grund befindet sich das Geschäft mit Lebensversicherungen seit Jahren im Wandel. Die LVM beispielsweise hat frühzeitig auf die Veränderungen am Finanzmarkt reagiert und in den letzten Jahren eine ganze Reihe an attraktiven und modernen Produkten entwickelt, mit denen die Kunden auch in Zeiten des Niedrigzinses vernünftig vorsorgen können.
Hierbei wurde der verstärkte Fokus auf Fondsprodukte gelegt. Denn vor allem die kapitalmarktorientierten Fondsanteile versprechen selbst im schwierigen Niedrigzinsumfeld attraktive Renditechancen. Besonders beliebt sind dabei die neuen, kostengünstigen ETFs, hier besonders der MSCI World. Er sorgt mit einer breiten Streuung für eine gute Risikominimierung.
Private und betriebliche Vorsorge
Welche Bedeutung eine funktionierende private wie auch betriebliche Vorsorge hat, wird deutlich, wenn man sich die unzulängliche gesetzliche Absicherung vieler Arbeitnehmer vor Augen hält: Ohne private und betriebliche Vorsorge ist der gewohnte Lebensstandard im Alter nicht zu halten.
Die betriebliche Altersversorgung wird neuerdings besonders gefördert.
Wichtig: Gerade Geringverdiener (bis 2575 Euro Monatsbrutto) können seit der Einführung des Grundrentengesetzes durch einen deutlich gestiegenen Förderbetrag besonders profitieren. Jährlich förderfähig sind Arbeitgeberbeiträge bis zu 960 Euro pro Mitarbeiter.
Nutzt der Mitarbeiter die Vorteile der Entgeltumwandlung, dann erhält er seit dem 1. Januar 2019 einen verpflichtenden Arbeitgeberzuschuss auf den Betrag der Entgeltumwandlung. Dieser Zuschuss (15 Prozent) ist für den Arbeitgeber i. d. R. kostenneutral, da die Sozialabgabenersparnis weitergegeben wird. Ferner optimiert ein neuer Freibetrag in der Krankenversicherung der Rentner die spätere Rentenhöhe in der Leistungsphase. Durch diese Vorteile ist die betriebliche Altersversorgung in der Niedrigzinsphase besonders attraktiv und renditestark.
■ Hans-Peter Süssmuth