4/2019 Heute schon an morgen denken – Daten und Fakten, die betroffen machen

Wir werden immer älter!
Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich. Ein Ende dieses Trends ist nicht abzusehen. Im Jahr 2050 wird es erstmals mehr alte als junge Menschen auf der Welt geben. Das heißt im Klartext, es wird mehr Menschen geben, die ihren 60. Geburtstag schon hinter sich haben als Menschen, deren 15. Lebensjahr noch nicht begonnen hat.

Bereits im Jahr 2020 werden in Deutschland ca. 30 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt sein. Damit steigt auch das Risiko der Pflegebedürftigkeit. Und nicht nur das: Durch das Älterwerden können sich Pflegezeiträume verlängern. Die durchschnittliche Pflegedauer beträgt aktuell 6,7 Jahre.

Mehr als 2,9 Millionen Menschen erhalten zur Zeit Pflegeleistungen. Etwa jeder Dritte von ihnen wird stationär gepflegt. Die monatlichen Kosten hierfür können mehr als 4.200 Euro betragen.

Trotz dieser alarmierenden Zahlen wird kaum ein Thema in der privaten Vorsorge so verdrängt wie das Thema „Pflege und Pflegekosten“.

Wie teuer ist Pflege überhaupt?
Eine generelle Aussage zur Höhe der Pflegekosten zu treffen ist schwierig. Je nachdem, wer – wo – wen pflegt, fallen unterschiedliche Kosten an.

Hier ein Beispiel eines Pflegeheims in Münster:

 

Gesamtkosten

pro Monat

Anteil der Pflegeversicherung

pro Monat

Anteil der Bewohner

pro Monat

Pflegegrad 1

2.452,76 €

125,00 €

2.327,76 €

Pflegegrad 2

2.997,28 €

770,00 €

2.227,28 €

Pflegegrad 3

3.489,17 €

1.262,00 €

2.227,17 €

Pflegegrad 4

4.002,36 €

1.775,00 €

2.227,36 €

Pflegegrad 5

4.232,33 €

2.005,00 €

2.227,33 €

Stand 2019, Kostenanstieg seit 2018: + 8,3 %

Einen Überblick über Pflegeheime vor Ort und die dort anfallenden Kosten bietet die Homepage des Verbandes der Ersatzkassen (VdEK) www.pflegelotse.de.

Wer beteiligt sich an den Kosten?
Die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung reichen zur Deckung der Pflegekosten nicht aus. Durch private Zusatzversicherungen lässt sich die Versorgungslücke schließen.
Eine Absicherung kann zum Beispiel aus drei Komponenten bestehen:
1. gesetzliche Pflegeversicherung
2. Pflegezusatztarif
3. staatlich geförderte Pflegeversicherung, genannt Pflege-Bahr

Was passiert ohne zusätzliche Absicherung?
Kinder haften für ihre Eltern!
Können Pflegebedürftige ihren Lebensunterhalt nicht mehr mit ihren Einkünften und Ersparnissen finanzieren, leistet gewöhnlich das Sozialamt. Im §1601 Bundesgesetzbuch heißt es: „Verwandte in gerader Linie sind verpflichtet, einander Unterhalt zu gewähren“. Folglich werden vom Sozialamt gewährte Leistungen von den Kindern zurück gefordert.

Sich selbst und damit auch den Angehörigen Vermögen
sichern

Um die benötigte Pflege zu erhalten und dennoch finanziell unabhängig zu bleiben, ist daher zusätzliche Pflegevorsorge unerlässlich. Das eigene Vermögen kann geschützt werden und Eltern können ihren Kindern das Erbe sichern.

Tipp: Die Beiträge einer Pflegezusatzversicherung können unter bestimmten Voraussetzungen steuerlich geltend gemacht werden.

Hinweis: Wo gibt es hilfreiche Informationen?
Oft müssen sich Angehörige oder Betroffene von einem Tag auf den anderen mit dem Thema Pflege auseinandersetzen. Ein Sturz, ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall sind häufige Gründe für eine plötzlich eintretende Pflegebedürftigkeit.

Auf der Website Pflegeberatung.de stellt der Verband der privaten Krankenversicherer gut strukturierte Informationen zu Pflegeheimen, häuslicher Pflege, ambulanten Diensten, Beratungs-und Betreuungsangeboten rund um die Pflege zur Verfügung.

Der Online-Pflegeratgeber bietet eine wertvolle Orientierung. Mithilfe von Checklisten und Tests können
Betroffene beispielsweise prüfen, ob sie die Voraussetzungen für Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung erfüllen. Sie erhalten Experten-Tipps, zum Beispiel wieso es sinnvoll sein kann, für die erste Beratung im Pflegefall einen unabhängigen Pflegeberater zu engagieren. Eine Suchfunktion unterstützt die Recherche zu vielen Stichwörtern wie Finanzierung der Pflege, Beihilfe- Zuschuss oder Pflege von Angehörigen.

Hinweis: Pflege – ein Thema nicht nur im Alter
Es gibt mehrere Gründe für einen möglichst frühen Einstieg in die private Pflegekostenabsicherung:

◗◗ Laut einer Statistik des statistischen Bundesamtes waren Ende 2017 in Deutschland 113.854 Kinder unter 15 Jahren pflegebedürftig.

◗◗ Gegenseitiger Schutz: Sind Eltern und Kinder zusätzlich für den Pflegefall abgesichert, können sich dadurch beide Generationen vor gegenseitigen Unterhaltsverpflichtungen im Bereich der Pflege schützen.

◗◗ Ein niedriges Eintrittsalter bedeutet auch günstige Beiträge. Das rechnet sich langfristig.

Fazit:
Privater Zusatzschutz bewahrt Entscheidungsspielräume für ein selbstbestimmtes Leben – insbesondere dann, wenn man auf die Hilfe anderer angewiesen ist.
■ Andrea Weidemann

IGU e. V.