3/2016 Der Wohnort macht den Unterschied

Wie dick ist mein Portemonnaie im Alter? Und was kann ich mir davon leisten? Dies ist in erster Linie von der individuellen Erwerbsbiografie abhängig – also davon, wie viel jemand „über die Jahre“ in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat.
Hier zeichnen sich aber hohe regionale Unterschiede ab. Den Ausschlag gibt der Wohnort. Das hat das Prognos-Institut in seiner Studie namens „Rentenperspektiven 2040“ herausgefunden. Je nachdem, wo ein Beschäftigter lebt und arbeitet, hat er bessere oder schlechtere Einkommensperspektiven. Eine überdurchschnittlich hohe Rente darf er sich im Jahr 2040 in einem wachstumsstarken Kreis oder einem angrenzenden Landkreis erhoffen, zum Beispiel in Bayern oder Hamburg. Mit einer unterdurchschnittlich hohen Rente muss er in einer wachstumsschwachen Region rechnen, etwa in Ostdeutschland.

Wichtig ist die Rentenkaufkraft

Wie viel die Alterseinkünfte allerdings letzten Endes überhaupt wert sind, zeigt erst die sogenannte Rentenkaufkraft vor Ort. Sie gibt darüber Aufschluss, was der Rentner für sein Geld bekommt. So fallen beispielsweise in Bayern und Hamburg die Renten zwar überdurchschnittlich hoch aus – aber auch die Lebenshaltungskosten. Wohingegen die vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten die unterdurchschnittlich hohen Renten in einer ostdeutschen Region ausgleichen können.

Rentenentwicklung wird nicht Schritt halten

Doch Wohnort hin oder her: Laut dem Prognos-Institut wird die Entwicklung der Renten mit der der Löhne nicht mithalten können. Und wenn die Löhne schneller steigen als die Renten, wächst die Differenz zwischen dem einstigen Einkommen und der folgenden Rente immer mehr. Diese Lücken lassen sich einzig mit privater Altersvorsorge schließen. Denn die gesetzliche Rente allein reicht eben nicht dazu aus, den Lebensstandard im Ruhestand aufrechtzuerhalten.

Höchstrechnungszins sinkt zum Jahreswechsel

Wer aktuell noch nicht privat vorsorgt, sollte sich binnen der kommenden Monate zumindest Gedanken darüber machen. Denn zum Jahreswechsel sinkt der Zins, den Lebensversicherer ihren Kunden für Lebens- und Rentenversicherungen garantieren dürfen, von derzeit 1,25 Prozent auf 0,9 Prozent. Zwar ist letztlich die sogenannte Gesamtverzinsung entscheidend – also die Summe aus dem Höchstrechnungszins, der Überschussbeteiligung sowie gegebenenfalls einem Schlussüberschuss. Wem jedoch ein höherer garantierter Wert in seinem Vertrag wichtig ist, der sollte sich überlegen, schnell noch aktiv zu werden.
Von wegen „Mit 66 Jahren …“: Jeder Sechstezwischen 65 und 70 Jahren hat noch einen Job. Der Anteil der Beschäftigten in dieser Altersgruppe ist vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2015 von 8 auf 16,6 Prozent gestiegen. Das zeigen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ausgewertet hat.
Der Trend zum Arbeiten im Seniorenalter hält aber noch nicht überall Einzug: In Sachsen-Anhalt beispielsweise arbeitet bislang „nur“ jeder Zehnte der 65- bis 70-Jährigen – was in Baden-Württemberg für fast jeden Fünften gilt. Überhaupt gibt es im Osten mit 13,1 Prozent weniger Vertreter dieser Altersklasse mit einem Job als im Westen mit 17,5 Prozent.
Für die regionalen Unterschiede lassen sich laut dem GDV unterschiedliche Gründe nennen. Viel hänge an der Wirtschaftskraft einer Region: Je stärker die Wirtschaft, desto mehr Arbeitsmöglichkeiten – auch für Ältere. Und desto höher die Lebenshaltungskosten, wegen derer das Interesse nicht nur an einem Erwerbsleben bis zur Rente, sondern auch darüber hinaus steige. Außerdem spielten Pendler in der Statistik eine Rolle: Sie ließen die Beschäftigungsquote in boomenden Städten in die Höhe schnellen – derweil sie in den angrenzenden Kreisen absinke.

Kaufkraft im Internet berechnen

Vom Lohnbuchhalter bis zum Elektroinstallateur: Wer sich dafür interessiert, wie viel die Rente sechs ausgewählter Berufsgruppen im Jahr 2040 in unterschiedlichen Regionen wert sein wird, kann sich im Internet durch eine interaktive Karte klicken: www.7jahrelaenger.de/rente2040 Die aktuelle Situation beleuchtet eine zweite Karte. Sie zeigt, in welcher Region Deutschlands es derzeit welche Kaufkraft gibt und wie stark das jeweilige Preisniveau vom Bundesdurchschnitt abweicht: www.7jahrelaenger.de/was-ist-meine-rente-heute-wert ■ Katharina Fiegl

IGU e. V.