1/2012 „Burn-out“ – was verbirgt sich hinter dem Modewort?

In den vergangenen Monaten haben beinah alle deutschen Zeitschriften, Zeitungen und TV-Sendungen den Begriff „Burn-out“ thematisiert. Viele Menschen, insbesondere auch Führungskräfte und Unternehmer, fragen sich daher, was es mit diesem Begriff eigentlich auf sich hat.

Verschiedene Symptome und Auswirkungen von einem „Burn-out“, dem völligen Ausgebrannt-Sein und extremen Erschöpfungszustand, kennen wir von uns selbst oder von Menschen in unserem Umfeld. Dabei beschreiben Sätze wie „Ich bin total erschöpft, ich kann nicht mehr“, „Ich habe zunehmend Konzentrationsschwierigkeiten“, „Meine Nervosität verbunden mit Gereiztheit und Selbstvorwürfen bekomme ich nicht mehr in den Griff“ ganz häufig die Einschränkungen, die sehr schwerwiegende Folgen nach sich ziehen können. Klassische Symptome sind darüber hinaus: Schlafstörungen, Muskelverspannungen, Blockaden u.v.m.

Die Weltgesundheitsorganisation definiert „Burn-out“ als „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Damit bezieht sich diese Form der gesundheitlichen Einschränkung sowohl auf das private, als auch das berufliche Umfeld. Bemerkenswert ist dabei, dass sowohl die Person, die das Burn-out erleidet als auch das Umfeld die Problemstellung erst wahrnimmt, wenn „die Spitze des Eisberges“ erreicht ist. Dabei ist der Weg zum Burn-out ein schleichender der Prozess, der frühzeitig erkannt werden könnte.

Relevanz für jedes Unternehmen

Auch wenn psychische Erkrankungen, die im Regelfall im Zusammenhang mit einem Burn-out entstehen, nicht immer eindeutig erkannt werden, gehören sie mittlerweile zu einem der häufigsten Gründe für Arbeitsunfähigkeiten. Wir leben in einer Gesellschaft, die nicht mehr durchatmen kann. Ursachen hierfür liegen sowohl in der Gesellschaft selbst, als auch im direkten Arbeitsumfeld sowie in der eigenen Persönlichkeit:

➡ die permanente Nutzung neuer Medien (privat als auch beruflich)
➡ Termindruck (Service, schnelle Reaktionszeiten)
➡ hohe Anforderungen im Beruf (quantitativ als auch qualitativ)
➡ selbst in der Freizeit „alles nach der Stoppuhr“
➡ das Zählen von Freunden wie mit einem Stromzähler (Facebook lässt grüßen)
➡ Perfektionismus und Profilierungsstreben
u.v.m.

Glaubt man den Experten, Psychotherapeuten und Ärzten, führt letztlich nicht die Belastung oder die gezeigte Leistung zu Problemen, sondern der fehlende Ausgleich zwischen Entlastung und Belastung.

Das heißt, bei vielen Menschen funktioniert in der heutigen Zeit die „Pause“ nicht mehr.

Was kann man tun für sich oder auch für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Die negativen Folgen in den Unternehmen und Betrieben oder auch für die eigene Person bei Burn-out-Syndrom oder negativem Stress sind gar nicht hoch genug zu beziffern.
Einige Zahlen hierzu: Hochrechnungen belegen, dass die volkswirtschaftlichen Folgekosten von Burn-out in der EU rund 20 Milliarden Euro pro Jahr, in Deutschland ca. 6,3 Milliarden Euro ausmachen. Dies wird verursacht durch ca. 10 Millionen Krankheitstage jährlich – das Erschreckende hieran ist, dass sich die Fehlstunden seit 2004 praktisch verneunfacht haben.

Im Ergebnis führt all dies zu unzufriedenen und unmotivierten Mitarbeitern. Dies zeigt sich wiederum in der betrieblichen Realität durch Kommunikationspannen, durch gleichgültige und demotivierte Mitarbeiter mit großen Leistungstiefs und damit auch in fehlendem Engagement für die betrieblichen Zielsetzungen.

Jedes verantwortungsbewusste Unternehmen sollte daher eine Kultur schaffen, in der insbesondere die Führungskräfte gegenüber ihren Mitarbeitern achtsam sind für die oben genannten  schleichenden Symptome im Verhalten. Zum anderen empfiehlt es sich, dem negativen Stress in einer Organisation ein Maßnahmenpaket entgegenzustellen. Stichwort: betriebliche Gesundheitsförderung.

Viel wichtiger und wirkungsvoller sind jedoch präventive Maßnahmen, die jeder einzelne, vom Geschäftsführer bis zum Azubi, umsetzen kann. Dazu zählen beispielsweise:

➡ eine gesunde, ausgeglichene Ernährung
➡ regelmäßiger Sport
➡ die bewusst gesteuerte Inanspruchnahme von Pausen, mit sehr positiven Folgen für das vegetative Nervensystem und
➡ die ganz persönliche Haltung in Stresssituationen nach Lösungen zu suchen.
Man sollte aktiv mit dem Stress umgehen und nicht in das sogenannte „Jammertal“ verfallen.

Die Erkenntnis, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der entscheidende Vorteil im Wettbewerb sind, ist unbestritten. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören demnach zu den wichtigsten Ressourcen einer Organisation. Der Grundstock für eine  erhöhte Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ein Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannung. Am Ende des Tages werden zufriedene und gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur leisten können, sondern auch leisten wollen.
■ Rüdiger Keller

IGU e. V.