Schüler und Studenten sollen sich schon Gedanken über die Absicherung ihrer Arbeitskraft machen? Ist das nicht viel zu früh und eher was für Ältere? Wer wird denn schon in jungen Jahren so krank, dass er seinen Job nicht mehr ausüben oder vielleicht gar nicht erst ins Berufsleben starten kann?
Natürlich steigt das Risiko einer Berufsunfähigkeit mit zunehmendem Alter, trotzdem ist eine rechtzeitige Absicherung sinnvoll. Ja, sie ist sogar elementar wichtig, denn es steht fest: Berufsunfähigkeit kann jeden treffen – junge und alte Menschen, Angestellte und Arbeiter. Dabei haben sich die Gründe hierfür in den letzten Jahren deutlich geändert: Noch vor wenigen Jahren waren es hauptsächlich die Älteren, die berufsunfähig wurden. Bedingt durch körperliche Tätigkeiten realisierte sich dieses Risiko erst mit fortgeschrittenem Alter. Probleme mit dem Bewegungsapparat waren die Hauptgründe.
In den letzten Jahren verzeichnen die Versicherer in Deutschland aber eine erschreckende Tendenz: Auch in Berufen, die bisher als wenig gefährdet galten, wächst das Risiko. Und das auch schon in sehr jungen Jahren: Psychische Erkrankungen sind nur ein Beispiel.
Doch wie sieht die Vorsorge-Realität aus?
Aktuell muss jeder vierte Angestellte und jeder dritte Arbeiter vor Erreichen der Altersgrenze aus gesundheitlichen Gründen „die Segel streichen“. Tendenz steigend! Es besteht also ein sehr hohes Risiko, dass es „einen trifft“. Trotzdem sind nur 24 Prozent der Deutschen privat gegen dieses Risiko abgesichert, und das oft auch nur unzureichend.
Woran liegt das?
An der üppigen Versorgung durch den Gesetzgeber jedenfalls nicht: Berufsstarter haben in der Regel nichts zu erwarten, und auch später reicht die Versorgung nicht: Die volle Erwerbsminderungsrente beträgt gerade mal ca. 32 Prozent vom Brutto. Und sie wird in der Regel erst gezahlt, wenn man weniger als 3 Stunden am Tag arbeiten kann. Die halbe Erwerbsminderungsrente von ca. 16 Prozent des Brutto erhält, wer 3-6 Stunden arbeiten kann. Ausnahmen gelten für arbeitslos gemeldete Personen, die auch dann die volle Rente erhalten können.
Besonders für Jüngere ist dieses Thema gedanklich in weiter Ferne – und wird deshalb gern in der Vorsorgeplanung nach hinten geschoben und später vergessen.
Dabei ist es gerade für Schüler und Studenten sehr sinnvoll, sich die nötige Vorsorge rechtzeitig zu sichern. Der Grund: Die Beiträge sind oft deutlich günstiger, als wenn sie den Vertrag wenig später abschließen, z. B. als Azubi. Und was viele nicht wissen: Sie behalten diesen günstigen Beitrag dann während der ganzen Vertragsdauer.
Gerade Ausbildungsbetriebe, die handwerkliche oder andere Berufe mit höherem Risiko wie zum Beispiel Krankenpfleger ausbilden, sollten ihre zukünftigen Azubis rechtzeitig auf dieses Risiko und das Sparpotenzial ansprechen. Ein weiteres Argument: In jungen Jahren sind die Kunden meistens noch gesund und es ist somit einfacher, den notwendigen Versicherungsschutz ohne Ausschlüsse oder Klauseln zu erhalten.
Welche weiteren Vorteile die modernen Versicherungstarife hier bieten – zum Beispiel Anpassung des Versicherungschutzes nach Abschluss der Ausbildung – sollte in einer ausführlichen Beratung geklärt werden. Ein zu wichtiges Thema, um es auf die „lange Bank zu schieben“.
■ Hans-Peter Süßmuth