Was nützt es einem Schwerverletzten, dass die meisten Unfälle glimpflich ausgehen?
Wer hilft in einer Notlage schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen?
Worauf kommt es nach einem schweren Unfall wirklich an?
Die Redaktion hat darüber mit einem Betroffenen, dem 36jährigen Heiner S. und mit Wilfried Reekers, dem Leiter der Leistungsabteilung der LVM-Unfallversicherung, gesprochen.*
Was war passiert?
Am Sonntag, 29.06.2008, dem Finaltag der Fußball-Europameisterschaft – macht sich Heiner S. mit seinem Motorrad auf den Weg, um gemeinsam mit Freunden das Endspiel um die Europameisterschaft zwischen Spanien und Deutschland anzusehen. Die Freunde warten jedoch vergebens auf Heiner, denn nur wenige Kilometer vor dem Ziel nimmt die Fahrt auf der L 777 ein plötzliches Ende: Ein Hund läuft unmittelbar vor dem Motorrad auf die Straße. Heiner S. kann nicht mehr bremsen, stürzt und bleibt schwer verletzt auf dem Asphalt liegen. Ein Rettungswagen bringt Heiner S. ins nahe gelegene Kreiskrankenhaus, in dem ein Bruch der linken Schulter und ein Bruch des rechten Oberarms operativ versorgt werden.
Die Familie von Heiner S. meldet sich beim LVM. Durch die Gespräche mit den Angehörigen und mit dem Verletzten gewinnen die Spezialisten der Leistungsabteilung den Eindruck, dass hier unmittelbarer Handlungsbedarf besteht.
Die LVM-Spezialisten haben gerade eine Pilotphase für ein so genanntes „aktives Personen-Schadenmanagement“ vorbereitet und das zahlt sich jetzt für Heiner S. aus: Sie veranlassen, dass Heiner S. in die Spezialabteilung der Universitäts-Unfallklinik verlegt wird. Dort stellt sich heraus, dass im Kreiskrankenhaus der Bruch des Beckens nicht festgestellt und der Bruch an der linken Schulter nicht richtig verschraubt wurde. Die Schulter wird nachoperiert und endlich auch der Beckenbruch mit einem sogenannten externen Fixateur stabilisiert. Damit wird der Grundstein für die bestmögliche Gesundung und die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit gelegt. Damit Heiner S. während der Heilbehandlung und Rehabilitation optimal betreut wird, schaltet die LVM-Unfallversicherung mit Monika Grube eine erfahrene Fallmanagerin eines anerkannten Rehabilitationsdienstes ein. Monika Grube sorgt durch ihr Fachwissen und ihre Kontakte zu Ärzten und Kliniken dafür, dass Heiner S. nach der Entlassung aus der Universitätsklinik bald in eine passende Reha-Klinik kommt und auch danach in einem Zentrum für ambulante Rehabilitation weiter die bestmögliche Therapie erhält. Nach 2 Wochen im Krankenhaus, 4 Wochen in einer stationären Reha-Klinik und 2 ½ Monaten ambulanten Reha-Maßnahmen kann Heiner S. wieder seiner Tätigkeit als Industriekaufmann nachgehen.
*Anmerkung der Redaktion: Die Namen des Verletzten und der Fallmanagerin wurden aus Gründen des Datenschutzes geändert. Die Schilderung des Unfallhergangs und des weiteren Verlaufs beruhen dagegen auf den tatsächlichen Gegebenheiten.
IGU: Wie haben Sie die erste Zeit nach dem Unfall erlebt?
Heiner S.:
Für mich und meine Familie, besonders für meine Mutter, war der Unfall ein großer Schock. Ich konnte zunächst selbst ja gar nichts regeln. Ich konnte noch nicht mal telefonieren. Dazu die Schmerzen in der Hüfte. Man weiß ja nicht, was zu tun ist, was die richtige Behandlung ist und auf was man Anspruch hat. Ohne die Hilfe von Frau Grube wäre alles nicht so gut gelaufen.
IGU: Was war für Sie das Besondere an der Betreuung?
Heiner S.:
Es war ganz einfach jemand da, der sich um mich gekümmert hat. Frau Grube hat mich in den vier Wochen, die ich in der Klinik war, mehrfach besucht und sich auch sonst regelmäßig gemeldet. Geholfen haben mir oft die kleinen Dinge. Zum Beispiel die Sache mit dem Bett: In der Reha-Klinik hatte ich erst ein ganz normales Bett und konnte nicht allein aufstehen, wenn das Kopfteil nicht aufgerichtet war. Meine Arme durfte und konnte ich ja nicht belasten. Frau Grube hat dann dafür gesorgt, dass ich ein elektrisch verstellbares Bett bekommen habe. Selbst die Schwestern waren überrascht, dass für einen normalen Kassenpatienten wie mich so etwas möglich war. Sie glauben gar nicht, wie wichtig es ist, wieder etwas ohne fremde Hilfe zu können.
IGU: Wie ging es nach der Reha-Klinik weiter?
Heiner S.:
Frau Grube hat für mich einen Platz in einem ambulanten Reha-Zentrum organisiert, in dem ich ungefähr 2 ½ Monate Krankengymnastik und Ergotherapie gemacht habe. Das war wirklich harte Arbeit für mich, jeden Tag dorthin zu fahren und zu trainieren. Es hat aber auch viel gebracht. Ohne die Betreuung hätte ich sicher nicht so viele Anwendungen bekommen und hätte nicht so schnell wieder arbeiten gehen können.
IGU: Vielen Dank für das Gespräch!
IGU: Herr Reekers, warum bietet der LVM diese besondere Leistung an?
Wilfried Reckers (LVM):
Unsere Kunden erwarten zu Recht mehr von einer Unfallversicherung als die umkomplizierte Abwicklung eines Leistungsfalls und die Auszahlung der versicherten Geldleistung. Durch unsere langjährige Erfahrung wissen wir außerdem, wie wichtig es besonders bei schweren Unfällen ist, schnell die richtige Heilbehandlung und die passenden Rehabilitationsmaßnahmen einzuleiten. Gemeinsam mit einem anerkannten Rehabilitationsdienst haben wir daher unser Pilotprojekt zum aktiven Personenschaden-Management gestartet.
IGU: Es geht Ihnen also nicht darum, Kosten zu sparen?
Wilfried Reckers (LVM):
Bis heute haben wir schon über 400 Menschen aktiv nach einem schweren Unfall begleitet und konnten für viele eine deutliche Verbesserung des Verlaufs und des Gesundheitszustandes erreichen. Sie können sich vorstellen, dass der Aufwand für diese individuelle Betreuung erheblich ist; eine unmittelbare rechenbare Einsparung ergibt sich daher nicht.
IGU: Wie machen Sie jetzt weiter?
Wilfried Reckers (LVM):
Wir werden das Pilotprojekt fortsetzen und möchten unsere Erfahrungen dazu nutzen, den LVM-Unfallschutz um einen Zusatzbaustein zu erweitern, der Menschen mit schweren und schwersten Verletzungen schnelle und unmittelbare Hilfe durch Experten vor Ort sichert. Denn: Im Mittelpunkt unseres Handelns steht der Mensch – so wie es unser Motto ausdrückt: „In guten Händen. LVM“.
IGU: Vielen Dank für das Gespräch!
■ Rüdiger Bräucker