(Un-)veränderte Welt
Die Krise hat die Finanzwelt dramatisch verändert. Um mehr als 100 Milliarden Euro reduzierte sich – zumindest auf dem Papier – in nur zwölf Monaten der Wert der Anlagesumme deutscher Sparer. Da überraschte es schon, dass beim kürzlich von der Redaktion des Fernsehmagazins WISO gemeinsam mit der Verbraucherzentrale durchgeführten Bankentest bei den Beratern irgendwie alles beim Alten schien. Da wurden der 55-jährigen, eher sicherheitsorientierten Musterkundin für ihr Erbe munter beispielsweise geschlossene Fonds mit Anlagen in Wälder, Computerspiele oder Kreuzfahrtschiffe angeboten. Risikoaufklärung oft Fehlanzeige. Und auf die persönlichen Wünsche der Kundin wurde bei den Empfehlungen meist kaum Rücksicht genommen. Erschreckendes Fazit: Nur bei einer von 25 getesteten Banken war die Beratung gut.
Sicherheit über alles?
Was sich definitiv geändert hat, ist die Einstellung vieler Anleger. Alles wo nicht „Garantie“ oder „100 Prozent sicher“ drauf steht, wird gemieden wie das Weihwasser vom Teufel. Selbst Relikte aus der Vergangenheit – wie Sparbuch oder Sparstrumpf – erleben so eine kleine Renaissance.
Kann das der Weisheit letzter Schluss sein? Wohl nicht. Denn weder das eine Extrem – Renditejagd ohne das Risiko im Auge zu behalten – noch das andere – höchst mögliche Sicherheit quasi ohne Rendite – führen in der Regel zum Ziel.
Die Lösung heißt Strategie und Ausgewogenheit
Sicherheit kostet Rendite, Rendite gibt es nicht umsonst. Daher wird nie ein einziges Produkt die Lösung sein, sondern immer eine Kombination verschiedener Anlagen. Doch Anleger sollten speziell bei einem längeren Anlagehorizont ihre aktuelle Risikoallergie nicht erst ablegen, wenn die Aktienkurse alte Höchststände bereits wieder erreicht haben. Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken und nur abzuwarten wäre die falsche Reaktion. Die eigene Anlagestrategie sollte gerade jetzt neu überdacht werden. Und mit ein paar einfachen Regeln lässt sich in Zukunft ein besseres – zu den eigenen Zielen und Wünschen passendes – Ergebnis erzielen.
10 goldene Regeln:
Am Anfang steht die Strategie
Wichtiger als die Auswahl einzelner Produkte ist das langfristig ausgerichtete Gesamtkonzept.
Einkommenssicherung und andere Risiken prüfen
Noch vor der eigentlichen Geldanlage sollte (auch für die Familie) das Einkommen der Zukunft gesichert werden (Berufsunfähigkeitsversicherung, Krankentagegeld, Hinterbliebenenversorgung, …).
Ein getilgter Kredit ist oft die beste Anlageform
Im ersten Schritt sollten bestehende Verbindlichkeiten geprüft werden und wenn möglich abgelöst werden.
Auch regelmäßiges Sparen führt langfristig zum Erfolg
Mit Ausdauer lässt sich auch mit kleineren monatlichen Beträgen viel erreichen.
Investieren Sie nur in Produkte, die Sie auch verstehen
Was ich nicht verstehe, kann ich auch nicht einschätzen. Hier wurden in der jüngsten Vergangenheit wohl die meisten Fehler begangen.
Überdenken Sie, wem Sie Ihr Geld anvertrauen
Geldanlage hat immer mit Vertrauen zu tun. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass das vorher als theoretisch eingestufte Ausfallrisiko (zum Beispiel bei Zertifikaten und Unternehmensanleihen) leider auch bei großen Unternehmen Realität wurde. Achten Sie auf Einlagensicherung in voller Höhe oder auf die Anlage als geschütztes Sondervermögen.
Unterschiedliche Anlagedauern = unterschiedliche Anlageformen
Teilen Sie die Anlagesumme auf verschiedene Produkte auf – je nach Fristigkeit. Vor der langfristigen Anlage ist die kurzfristige Liquidität (siehe Info zum LVM-Vorteilskonto) sicher zu stellen.
Diversifikation und Streuung – z.B. in Investmentfonds – reduzieren das Risiko
Setzen Sie nie auf nur ein Pferd, sondern investieren Sie in mehrere Anlageklassen – idealerweise mit tendenziell unterschiedlichem Verlauf in verschiedenen Marktphasen (zum Beispiel Aktien- und Rentenfonds).
Laufen Sie nicht mit der Herde
Legen Sie Ihr Geld nie auf die eine oder andere Art an, weil es gerade alle tun. Oft läuft die Herde in die falsche Richtung.
Überprüfen Sie Ihre Strategie regelmäßig
Gleichen Sie Ihr Anlageportfolio mindestens einmal jährlich mit Ihren Zielen und Wünschen ab.
■ Hermann Mangels