2/2024 Mentale Gesundheit: Wie wir lernen mit Stress, Angst und Überforderung umzugehen

Text: Klara Falke

In Deutschland verursachen psychische Beschwerden jedes Jahr Ausfallkosten in Höhe von satten 36,1 Milliarden Euro. Das sind umgerechnet 1,1 Prozent des Bruttonationaleinkommens (Stand 2019). Weltweit haben rund 10 Prozent der Bevölkerung mit mentalen Herausforderungen zu kämpfen – und der Stress hört nicht auf. Einer von vier Deutschen fühlt sich laut einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) von 2021 regelmäßig gestresst. Die Zahlen verdeutlichen die gesamtgesellschaftliche wie auch unternehmerische Relevanz des Themas. Neben all den finanziellen Kosten steht jedoch insbesondere das persönliche Wohlergehen der Menschen im Mittelpunkt. Es ist an der Zeit, offen über das Thema zu sprechen. Denn mentale Gesundheit betrifft uns alle. In der Tat ist ein offener und ehrlicher Umgang mit mentaler Gesundheit ein Zeichen von Stärke und Selbstfürsorge.

Manchmal fühlt es sich an, als ob wir alle auf einem Hochseil balancieren: Neben permanenten Veränderungen und der hohen Arbeitslast versuchen wir stets, unsere mentale Gesundheit im Blick zu behalten. Das gelingt nicht immer gleichermaßen. Reduzierte Produktivität, Zerstreutheit und emotionale Achterbahnfahrten erschweren die Arbeit. Wir selbst, jeder für sich und wir alle gemeinsam, können zu einem besseren Umgang mit emotionalen Herausforderungen am Arbeitsplatz beitragen.

Wir können beispielsweise als positives Beispiel vorangehen und Kolleginnen und Kollegen ansprechen, wenn wir wahrnehmen, dass unser Gegenüber über längere Zeit niedergeschlagen oder besonders gestresst zu sein scheint. Ein offenes Ohr, Verständnis und Mitgefühl können bereits eine große Wirkung haben. Je nach Herausforderung können wir auch unsere Unterstützung anbieten oder förderliche Ressourcen der Person aktivieren. Dazu hilft es sich die Frage zu stellen, was in der Vergangenheit im Umgang mit einer vergleichbaren Herausforderung besonders gut geholfen hat. Es ist zu unterstreichen: Stigmatisierung und Diskriminierung helfen niemandem – stattdessen brauchen Betroffene Respekt und Mitgefühl.

Drei kurze Praxisbeispiele zeigen, wie auch Organisationen die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden und Führungskräfte fördern können:

  • Pausen einbauen: Wir sollten lernen, Pausen als Teil des Prozesses zu verstehen. Auch im Arbeitsalltag lassen sich bewusst Pausen einbauen. So sollten wir die rechtlich vorgeschriebenen Frühstücks- und/oder Mittagspausen einhalten. Es kann hilfreich sein, sich einen Terminblocker in den Kalender zu setzen, um Überbuchungen der Pausen zu vermeiden. Ebenso können wir Besprechungen beispielsweise mit einer Minute des Schweigens starten. Das mag zunächst befremdlich klingen, kann aber insbesondere in turbulenten Zeiten sehr wirkungsvoll sein. Eine Minute kann bereits ausreichen, um wieder bei sich selbst anzukommen und fokussiert in den Termin zu starten.
  • Mentale Gesundheitsressourcen bereitstellen: Organisationen können den Zugang zu Ressourcen wie Beratungsdiensten, psychologischer Unterstützung und Selbsthilfematerialien aufzeigen. Professionelle Hilfsangebote helfen, mit Stress, Angstzuständen oder anderen mentalen Gesundheitsproblemen umzugehen.
  • Kommunikation und Feedback: Eine offene Kommunikation und regelmäßiges Feedback untereinander tragen dazu bei, Stressoren am Arbeitsplatz zu identifizieren. Mitarbeitende sollten sich in der Lage fühlen, ihre Anliegen und Bedenken zu äußern, ohne negative Konsequenzen zu befürchten.

Insgesamt ist mentale Gesundheit am Arbeitsplatz ein sehr wichtiges Thema. Mit Sensibilität und einer unterstützenden Unternehmenskultur können wir gemeinsam eine echte Veränderung bewirken. Am Ende des Tages profitieren wir alle davon, in einem gesunden und produktiven Arbeitsumfeld zu arbeiten.


Zur Autorin:

Klara Falke arbeitet in der Unternehmens- und Personalentwicklung und beschäftigt sich gerne mit Systemen und Menschen in Veränderungsprozessen.

IGU e. V.