1/2023 Verantwortung im Wandel der letzten 40 Jahre

Text: Johannes Kraß

Vor 40 Jahren wurde die IGU gegründet. Seither haben sich Geschäftsfelder, Methoden und juristische Rahmenbedingungen immer wieder verändert. Diesem Wandel erfolgreich zu entsprechen, ist die Herausforderung eines jeden Unternehmens.

Eine Interessengemeinschaft in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins hat diesen Anforderungen satzungsgemäß zu entsprechen. Die Interessen der inzwischen rd. 18.000 Mitgliedsunternehmen profilieren das Ziel auf Basis der Vereinssatzung, weniger der wirtschaftliche Erfolg. So hat die IGU die Verantwortung, den beteiligten Anspruchsgruppen zu entsprechen und vertrauensvoll mit den Herausforderungen sich verändernder Rahmenbedingungen umzugehen.

Aus stetiger Kontrolle und Infragestellung gesetzter Ziele und damit einhergehender Prozesse ergeben die einzelnen Navigationspunkte (engl. waypoints) eine Unternehmens- bzw. in diesem Fall Vereinsstrategie. Zu den wesentlichsten Handlungsfeldern der letzten 40 Jahre soll im Folgenden exemplarisch berichtet werden.

Kontinuität und Vertrauen

Langjährige Existenz stellt in einer sich schnell verändernden Zeit nicht selbstverständlich ein Unternehmensziel dar. Kontinuität im Handeln in Verbindung mit wechselseitigem Vertrauen sind deren Grundlage. Unabhängig von technischen Entwicklungen bei beteiligten Anspruchsgruppen und Verantwortungsträgern stellt pro- und retrospektiv Kontinuität die Grundlage langjähriger Existenzen dar. Klar verdeutlichen lässt sich das meines Erachtens in den Bereichen „Personal“, „Geschäftsfelder“ und „Technische Entwicklung“.

Personal

Eingangs konnte den Verwaltungsanforderungen ehrenamtlich und nebenberuflich entsprochen werden. Recht schnell machte das nicht einem klassischen Beruf entsprechende Anforderungsprofil die Einstellung qualifizierter, flexibler und motivierter Mitarbeitende erforderlich. Der Einsatz eigenen Personals wurde frühzeitig durch die (projektbezogene) Einbindung externer Kapazitäten ergänzt. So gelang es, auf externes fachliches Know-how innerhalb unseres Netzwerkes bedarfsgerecht zuzugreifen. Stetige Qualität und Aktualität waren gewahrt. Der Kostenverantwortung auf Basis bescheidener Mitgliedsbeitragshöhen konnte dadurch stets entsprochen werden.

Geschäftsfelder

Zum einen geht es um die Durchführung einer Inkassotätigkeit für Altersvorsorgemaßnahmen der Mitgliedsunternehmen sowie die Erhebung der Mitgliedsbeiträge. Zum anderen stellt die Erzielung von Zinserträgen durch kurzfristige Kapitalanlagen einen maßgeblichen Baustein zur Finanzierung der Verwaltungstätigkeit dar. Seit Einstellung der Inkassotätigkeit im Jahr 1995 und sich verändernder Zinsentwicklungen wandelten sich die Tätigkeiten hin zu Beratungs- und Serviceleistungen.

Es werden versicherungsmathematische Gutachten (zum Beispiel zur Bildung von Pensionsrückstellungen) sowie in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsprüfern Prüfberichte für die Vermittlung von Kapitalanlageprodukten (§ 34 f GewO) angeboten. Die Herausgabe eines Vereinsmagazins (inzwischen auch in digitalem Format) als Serviceleistung für unsere Vereinsmitglieder stellt aufgrund der vielfältigen Themenauswahl für Unternehmen kleiner und mittlerer Größenordnung ein maßgebliches Geschäftsfeld dar.

Technische Entwicklung

Wie für viele Unternehmen kleiner und mittlerer Größe stellt auch für die IGU die Ausstattung mit zeitgemäßer IT-Technologie eine ständige Herausforderung dar. Um mit den Entwicklungen und den sich wandelnden Herausforderungen Schritt halten zu können, verlagerte sich die Technologieausstattung den Marktangeboten entsprechend. Waren es früher selbst entwickelte Software-Produkte sind es heute Standardlösungen. Anwendungsbereiche ließen sich dadurch auf den Bedarf unserer Anspruchsgruppen (zum Beispiel: Mitglieder, Banken, etc.) ausrichten. Support und laufender Anpassungsbedarf stellt keine originäre Herausforderung für das entsprechende Unternehmen dar, sondern kann bedarfsgerecht ausgerichtet und am Markt erworben werden. Schlanke Strukturen ermöglichen, sich auf die ureigensten Inhalte und Verantwortungen zu konzentrieren.

Globalisierung und gesellschaftliche Verantwortung

Die zunehmende Abhängigkeit einzelner Geschäftsfelder von international handelnden Akteuren und Einflussfaktoren bietet nicht nur Expansionschancen, sondern fordert die Akzeptanz eines internationalen Werteverständnisses. Die diversen Prägungen auf Grundlage geschichtlicher, ethnischer und politischer Entwicklungen verändern unsere Sichtweisen und gesellschaftlichen Verantwortlichkeiten. Die Handlungsfelder der Betriebsorganisation, die Ausrichtung von Kapitalanlagen und die Entwicklung von Kooperationsgrundsätzen verdeutlichen exemplarisch den Wandel gesellschaftlicher Verantwortung.

Betriebsorganisation

Den ressourcenschonenden Einsatz und Umgang von und mit Arbeitsmaterialien kennen wir bereits seit vielen Jahren. Sich allerdings mit veränderten Arbeitszeitmodellen zur Förderung der familienfreundlicheren Ausgestaltung von Arbeitsplätzen auseinander zu setzen, verdeutlichen die Intensität des Wandels. Eine Ignoranz diesem Wandel gegenüber einhergehend mit der Intoleranz hinsichtlich gesellschaftlicher Verantwortung führt inzwischen zu maßgeblichen Wettbewerbsnachteilen (nicht nur auf dem Arbeitsmarkt). Zeitlich flexibel ausgerichtete Arbeitszeiten verbunden mit dezentral ausgerichteten Arbeitsplätzen (zum Beispiel Home-Office) gehören bei der IGU mittlerweile aus Überzeugung zur gelebten Praxis.

Ausrichtung von Kapitalanlagen

Liquidität, Rentabilität und Sicherheit sind die Merkmale an denen kurz-, mittel- oder langfristige Kapitalanlagen ausgerichtet werden. Das Angebot hierzu ist vielfältig. Die Orientierung bei der Ausrichtung von Kapitalanlagen an den 17 von der UN definierten Nachhaltigkeitszielen erfolgt in einem rasant steigenden Umfang. Der Markt bietet nach wie vor konventionelle Produkte. Allerdings steigt das Bewusstsein dafür, dass eine Kapitalanlage ohne Beachtung einer Nachhaltigkeitsorientierung auf Dauer keine rentable Kapitalanlage sein wird. Anlagestrategien und gerade die eines Vereines mit Vielfalt in der Mitgliederstruktur unterliegen darauf ausgerichteten Verantwortlichkeiten.

Entwicklung von Kooperationsgrundsätzen

Übereinstimmende Überzeugungen und Wertevorstellungen sind eine gute Grundlage für eine beidseitig erfolgreiche Zusammenarbeit. Die erfolgreiche Vereinsexistenz von 40 Jahren liefert meines Erachtens den Beleg dafür, dass die der IGU zur Seite stehenden Kooperationspartner mit ihren Inhalten und Werten eine gute Grundlage gemeinsamen Handelns geschaffen haben. Darüber hinaus beweist die erfolgreiche langjährige Vereinstätigkeit, dass auch der Wandel der Zukunft auf Grundlage gemeinsamer, verantwortungsvoller Werte erfolgreich gemeistert werden kann.

Verantwortlich mit Wandel umzugehen kann Maxime oder Methode sein. Nicht zuletzt ist es Charakter und steht unverwechselbar für die jeweils handelnden Menschen und deren Überzeugungen.


Zum Autor:

Johannes Kraß, Geschäftsführer.

IGU e. V.