Diesen Sommer hat die Klimakrise vor unser aller Augen Spuren hinterlassen wie selten zuvor. Ernteausfälle sind die Folge von ausbleibenden Regenfällen, die Meeresspiegel steigen und Trinkwasser wird knapp, da Gletscher schmelzen. Wetterextreme nehmen zu.
Leider braucht es häufig genau das: Der Einzelne wird erst dann sensibel für eine Problematik, wenn sie ihn im Alltag zu berühren beginnt.
Nur so lässt sich erklären, dass sinnvollen Ansätzen wie dem „Cradle-to-Cradle Prinzip“ (auf Deutsch: „von der Wiege zur Wiege-Prinzip“) erst jetzt, 20 Jahre nach dessen Erfindung, die gebührende Aufmerksamkeit zukommt. Erfinder sind Prof. Dr. Michael Braungart und William McDonough, die auch das gleichnamige Buch „Cradle to Cradle“ geschrieben haben. Dr. Michael Braungart ist ein deutscher Verfahrenstechniker und Chemiker. William McDonough ist ein US amerikanischer Architekt, Designer und Autor. Beide setzen sich für das Thema Nachhaltigkeit ein.
Die Autoren mahnen gedankliche Flexibilität an, um nicht zu sagen: ein radikales Umdenken.
Das Prinzip, welches grundsätzlich ganz einfach ist, begeisterte mich. Die dahinterstehende Idee steht in enger Verbindung mit der Kreislaufwirtschaft.
Abfälle, wie beispielsweise Verpackungsmaterialien, die sich auf natürlichem Weg zersetzen sollen, können theoretisch in der Natur entsorgt werden, da sie dem Boden wichtige Nährstoffe wieder zuführen. In diesem Fall wird von einem biologischen Kreislauf gesprochen.
Im technischen Kreislauf werden elektronische Geräte produziert, aus deren Einzelteilen durch Recycling neue oder gleichartige Geräte hergestellt werden.
Um den Abfall stark zu reduzieren oder ganz verschwinden zu lassen, dürfte es folglich nur noch zwei Arten von Produkten geben: Verbrauchsgüter, die vollständig biologisch abbaubar sind und Gebrauchsgüter, die unendlich recyclebar sind.
Ein Beispiel
Anstelle eines Fernsehgeräts wird dessen Nutzung angeboten. Ein Händler verkauft beispielsweise zehn Jahre Nutzungszeit eines Fernsehers. Nach Ablauf dieser Zeit, gibt der Käufer das Gerät dem Händler zurück. Aus den Einzelteilen wird durch Recycling ein neuer Fernseher oder andere Elektronikartikel. Der Kunde bekommt ein neues Gerät und kauft erneut dessen Leistung für einen weiteren Zeitraum. Es entsteht ein Kreislauf. Unternehmern bietet dieses System eine Planbarkeit ihrer Ressourcen. Für den Endverbraucher bleibt die Produktqualität gleichbleibend hoch.
Das Buch „Cradle to Cradle“ ist höchst aufschlussreich und sehr empfehlenswert. Es verändert die Denkweise bezüglich des Themas Nachhaltigkeit und könnte einen kompletten Umschwung in wirtschaftlicher und biologischer Hinsicht bedeuten. Die Produkte blieben auf dem neuesten Stand der Technik, ohne die Natur durch umweltschädigende Produktionsweisen zu beeinträchtigen.
■ Sarah Schultz