Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Nicht erst seit den „Fridays for Future“-Demos machen sich Privatpersonen und Firmen Gedanken darüber, wie sie nachhaltig wirtschaften und leben können. Die einen mehr, die anderen weniger.
Ein häufig gehörtes Argument ist dabei: „Was kann ich mit meinem kleinen Unternehmen schon ausrichten? Die Hebel müssten ganz woanders (bei den großen Konzernen, der Politik …) angesetzt werden.“ Ist das tatsächlich so? Ist Nachhaltigkeit nur dann erreicht, wenn das ganz große Rad gedreht wird? Nachhaltigkeit umfasst ein breites Feld.
Häufig wird das ESG-Konzept zitiert, bei dem E für Environmental, S für Social und G für Corporate Governance steht, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Allgemein aber lässt sich sagen, dass Nachhaltigkeit besonders die Übernahme von Verantwortung für Mensch und Umwelt bedeutet.
Mit Blick auf kleine und mittlere Unternehmen möchte ich hier vor allem einige Ziele der ersten beiden Punkte des ESG-Konzeptes in den Blick nehmen.
Das betrifft zunächst einmal den schonenden Umgang mit Ressourcen.
Vor allem dieser Aspekt ist direkt in den meisten Köpfen, wenn über Nachhaltigkeit gesprochen wird. Schnell hat man den gedanklichen Brückenschlag zu Themen wie Abgasemissionen und Stromverbrauch vollzogen und stellt sich Fragen wie:
◗◗ Wie ist unser Fuhrpark aufgestellt?
◗◗ Wie gehen wir mit Geschäftsreisen um?
◗ Sind diese immer nötig oder reicht vielleicht ein Video-Call?
◗◗ Wie gehen wir mit dem Pendeln der Mitarbeitenden um?
◗ Gibt es Zuschüsse zu öffentlichen Verkehrsmitteln?
◗◗ Wie gehen wir mit den Faktoren Strom- und Wasserverbrauch, Heizung oder Klimaanlage um?
Betrachtet man den Aspekt des schonenden Umgangs mit Ressourcen etwas genauer, fallen durchaus weitere Punkte ins Gewicht. So könnte man sich als Unternehmen beispielsweise folgende Fragen stellen:
◗◗ Wie gehen wir mit Veranstaltungen um?
◗ Buchen wir sogenannte „Green Hotels“, die nachhaltig wirtschaften oder vielleicht sogar klimaneutral sind?
◗ Wie fleischlastig sind die Buffets, die wir ordern oder die in Hotels angeboten werden?
◗ Gibt es vegetarische Alternativen?
◗ Werden regionale Lebensmittel verwendet?
◗◗ Wie kaufen wir unsere Produkte und Dienstleistungen ein?
◗ Achten wir dort auf den Nachhaltigkeitsaspekt, angefangen von der IT bis hin zu Büroausstattung und Lebensmitteln?
◗◗ Wie nachhaltig sind unsere Kapitalanlagen?
◗ Investieren wir in Unternehmen und Fonds, die Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen, oder fördern wir mit unseren Investitionen eventuell noch die Verschwendung von Ressourcen?
◗◗ Wie gehen wir mit unseren Druckstücken um?
◗ Wie viel muss tatsächlich gedruckt werden?
◗ Wo können wir auf digitale Kanäle ausweichen?
Das Feld könnte noch deutlich weiter ausgebaut und größer gedacht werden. Je mehr Fragen man sich stellt, desto mehr Fragen tauchen auf und die Punkte könnten immer detaillierter heruntergebrochen werden.
Wenn man sich einen weiteren Aspekt der Nachhaltigkeit anschaut, hat ebenso das nachhaltige, soziale Verhalten eine Relevanz.
Über die generellen gesetzlichen Verpflichtungen der Unternehmen hinaus sind besonders weitergehende Bedürfnisse der Mitarbeitenden, der Kunden und der Gesellschaft in den Blick zu nehmen.
Hier könnten folgende Fragen interessant sein:
◗◗ Welche Arbeitsplatzmodelle biete ich als Unternehmen meinen Mitarbeitenden an?
◗ Ist die Wahl von Modellen möglich, die bisher noch nicht vorhanden sind, aber die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben/Familie fördern?
◗◗ Wie unterstütze ich als Unternehmen meine Mitarbeitenden in schwierigen Lebenssituationen?
◗ Gibt es beispielsweise die Möglichkeit, einen Sozialfonds ins Leben zu rufen?
◗◗ Wie engagiere ich mich als Unternehmen in der Gesellschaft?
◗ Ist eine Förderung von Kunst, Kultur, Sport und Ehrenamt vorhanden?
Auch kleine und mittlere Unternehmen haben durchaus die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, und sei es „nur“ durch das Sponsoring der Fußballjugend vor Ort.
Wenn man all dies zusammennimmt, kann aus vielen kleinen Aspekten auch etwas Großes werden. Werden Hotels beispielsweise zunehmend nach ihrer Umsetzung von Nachhaltigkeit gefragt, werden sie in Zukunft verstärkt gezwungen sein, diesen Aspekt in ihre Planungen miteinzubeziehen.
Übertragen lässt sich dieser enge Wechselbezug nahezu auf jeden Bereich der Nachhaltigkeit, und Unternehmen sind immer mehr dazu angehalten, auf die genannten Fragen Antworten bereit zu haben.
Ob es schlussendlich auf der Party der Cocktail-to-go-Becher
sein muss, wie auf einigen Wahlpartys im September zu sehen, bleibt dann einem selbst überlassen.
■ Silvia Wiefel