Es ergibt bekanntlich Sinn, hin und wieder alte Sichtweisen zu hinterfragen und vermeintliche Wahrheiten nicht regelmäßig ungeprüft zu akzeptieren. Und in Zeiten von Fake News ist es ziemlich erfrischend, wenn ein Autor ganz auf Fakten setzt. Der 2017 verstorbene schwedische Gesundheitsforscher Hans Rosling war so einer. In seinem Buch „Factfulness“, das sein Sohn Ola Rosling und dessen Ehefrau Anna Rosling Rönnlund zu Ende geführt haben, wird deutlich: Erst wer die Fakten kennt, kann seine Situation richtig einschätzen.
Das Buch
Hans Rosling hat es so eindringlich gezeigt wie niemand zuvor: Wenn wir Menschen Fragen über den Zustand der Welt beantworten sollen, liegen wir regelmäßig falsch – egal, ob es um das Bevölkerungswachstum, den Anteil der Menschen in extremer Armut oder die allgemeine Schulbildung von Mädchen geht. Selbst Schimpansen, die ihre Aussagen per Zufall treffen, liefern mehr richtige Antworten als Nobelpreisträger, Investmentbanker und andere Entscheidungsträger. Woran liegt das? Roslings Erkenntnis: Unser Gehirn verführt uns zu einer dramatisierenden Weltsicht, die mitnichten der Realität entspricht. Der Gesundheitsforscher entwirft ein revolutionäres Programm, mit dem wir endlich zu den Fakten zurückkehren und die Welt so sehen können, wie sie tatsächlich ist – und nicht, wie wir glauben, dass sie ist.
Ein Ausschnitt
Die Tests des genialen Statistikers und Wissenschaftlers Hans Rosling haben es vielfach belegt: Viel zu viele Menschen haben ein völlig verzerrtes, meist allzu düsteres Bild von der Welt. Diese Sichtweise beeinflusst nicht nur ihr Denken, sondern auch ihr Handeln – und zwar nachteilig. Deutlich wird das schon an einer einfachen Frage: Inwieweit hat sich in den letzten 20 Jahren der Anteil extrem armer Menschen verändert? Hat er sich a) fast verdoppelt, b) nicht verändert oder c) deutlich mehr als halbiert? Letzteres ist richtig. Aber die wenigsten Menschen wissen das. Sie sind viel zu pessimistisch, lieben dramatische Nachrichten und übersehen deshalb systematisch hoffnungsvolle Fakten, so die Erkenntnis Hans Roslings. Mit seinem Buch „Factfulness“ will er genau das ändern: „Hier finden Sie Daten, wie Sie sie bisher nicht kannten: Es sind Daten als Therapie.“
Mein Leseerlebnis
Gleich zu Beginn bietet das Buch einen Selbsttest mit insgesamt 13 Fragen, um das eigene Wissen über die Welt zu testen. Nach deren Beantwortung konnte ich dann auch für mich feststellen: Selbst Schimpansen, die ihre Aussagen per Zufall treffen, liefern mehr richtige Antworten … Mein Interesse weiterzulesen war jedenfalls nachhaltig geweckt. Und so steckt dieses kluge Buch voller Ratschläge, die helfen, nach den relevanten Zahlen zu fragen und sie einzuordnen. Das Ziel Roslings, Neugier auf Fakten zu wecken und zum Selbstdenken anzuregen, geht also voll auf. Sehr erfrischend, spannend und empfehlenswert. Wir wünschen eine erkenntnisreiche Lektüre!
»Dieses Buch ist mein Versuch, Einfluss auf die Welt zu nehmen: Die Denkweise der Menschen zu verändern, ihre irrationalen Ängste zu lindern und ihre Energien in konstruktives Handeln umzulenken.« Hans Rosling
Die Autoren
Hans Rosling, geboren 1948 in Uppsala, gestorben im Februar 2017, arbeitete als Professor für Internationale Gesundheit am Karolinska Institutet bei Stockholm. Er war zudem Gründungsmitglied von Ärzte ohne Grenzen in Schweden und Mitglied der Internationalen Gruppe der Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Zusammen mit seinem Sohn Ola Rosling und seiner Schwiegertochter Anna Rosling Rönnlund gründete Hans Rosling die Gapminder Foundation in Stockholm, als deren Direktor er fungierte. Die Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, eine nachhaltige globale Entwicklung zu fördern und zum Erreichen der Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen beizutragen.
■ Karsten van Husen