Am Begriff Digitalisierung kommt der Mensch derzeit ja kaum vorbei – weder im Berufsleben noch in der Freizeit. Und so stand ich dann kürzlich ziemlich mitten in Deutschland (in Bad Hersfeld) und mitten im Thema: Vor dem Konrad-Zuse Denkmal.
Denn im Stiftsbezirk von Bad Hersfeld, direkt vor dem Katharinenturm, wurde dem Computer-Pionier Konrad Zuse ein Denkmal errichtet.
Ja, Sie ahnen es bereits: Digitalisierung ist nicht etwa eine Erfindung des 21. Jahrhunderts – ganz im Gegenteil: Ihre Anfänge lassen sich bereits über vier Jahrhunderte früher finden, mit der Geburtsstunde des Binärcodes. Eine der grundlegenden Voraussetzungen der Digitalisierung ist das binäre Zahlensystem. Im Dualsystem werden zur Darstellung von Zahlen nur 1 und 0 verwendet. Die Digitaltechnik basiert auf Binärcodes, also auf zwei gegensätzlichen Zuständen, um einfache Schaltungen zu bauen. Der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) entwickelte Ende des 17. Jahrhunderts ein binäres Zahlensystem. Vorläufer gab es allerdings auch schon in Indien und China …
Doch zurück zu Konrad Zuse: Mit der Entwicklung, Konstruktion und Errichtung der ersten funktionsfähigen Rechenmaschinen (Z1-Z4), die jeweils auf den neuesten Schaltertechnologien aufbauten, schrieb er Forschungsgeschichte.
Durch seine spätere Tätigkeit als Computerhersteller war er auch in großem Maße an der Einführung des Computers in Unternehmen der Wirtschaft beteiligt. Durch seine Spezifizierung der Programmiersprache „Plankalkül“ entwarf er die erste universelle Programmiersprache der Welt. Nach dem Krieg gründete Zuse in Neukirchen die Zuse KG, welche 1957 nach Bad Hersfeld verlegt wurde. In den nächsten Jahren baute die Firma insgesamt etwa 250 Computer. Ab 1964 stieg Zuse als Teilhaber aus der Firma aus und war als Berater und Autor tätig.
Dem Konrad-Zuse-Denkmal zur Seite gestellt steht in Bad Hersfeld ein weiteres, das Konrad-Duden-Denkmal.
Denn Konrad Duden wurde 1876 Direktor des königlichen Gymnasiums zu Hersfeld. Duden, der sich Zeit seines Lebens der deutschen Sprache widmete und sich für die Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung einsetzte, veröffentlichte in Bad Hersfeld 1880 sein wichtigstes Werk: „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der Deutschen Sprache“. Bis heute ist sein Standardwerk „Duden – Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter“ eines der wichtigsten Wörterbücher zur deutschen Orthografie.
Als Grundsatz für seine Amtsführung als Direktor nannte Duden einen lateinischen Spruch, der frei übersetzt heißt:
„Dort, wo es notwendig ist, Einheit der Meinung; dort, wo es verschiedene Möglichkeiten gibt, Freiheit der Entscheidung; immer jedoch Wohlwollen und Fürsorge.“
Neben seinen pädagogischen Erfolgen war er ein guter Unterhalter, sein rheinischer Humor war ebenso geschätzt wie seine witzigen Ansprachen zu unterschiedlichen Gelegenheiten.
Interessant wäre sicherlich, was uns die beiden Herrschaften zum heutigen Stand der Dinge sagen würden, wenn sie es denn könnten! Die folgenden Zitate sprechen auf jeden Fall dafür, dass sie eine sehr klare Sicht der Dinge hatten!
■ Karsten van Husen