Die Daten in der Wolke
Wortbilder sind ein beliebtes Stilmittel, um abstrakte Dinge besser verständlich und greifbar zu machen. Dass sich insbesondere die Welt der IT hier gerne bedient, ist dabei nichts Neues. Ob beim Server, also dem sprichwörtlichen „Datensklaven“, dem Tablet, der aussieht wie ein Tablett mit Bildschirm oder dem „fensterbasierten“ Betriebssystem Windows: Überall werden Bilder benutzt, um die Eigenschaften von Geräten oder Programmen anschaulich zu beschreiben.
So auch beim Cloud Computing. Natürlich gibt es hier keine echte Wolke, in der Berechnungen durchgeführt werden, sondern der Begriff ist im übertragenen Sinn zu verstehen.
Cloud Computing beschreibt den Ansatz, Nutzern Teile der gewohnten IT-Infrastruktur über ein Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Das Angebot kann über Hardware, wie Rechen- oder Speicherkapazitäten, bis hin zu ganzen Softwarelösungen viele verschiedene Komponenten umfassen. Da der Zugriff aus der Ferne über ein Netzwerk, wie beispielsweise aus dem Internet, erfolgt, entsteht für den Nutzer der Eindruck einer undurchsichtigen Wolke, aus der er die Dienste bezieht.
Im Wesentlichen bedeutet Cloud Computing also, dass bestimmte IT-Komponenten nicht mehr auf den Systemen der Anwender betrieben, sondern von einem Anbieter als Dienst gemietet werden. Der Nutzer erhält Daten oder Resultate, indem er sie über eine Schnittstelle von dem Dienst abruft. Die eigentliche Datenverarbeitung geschieht aber in der Cloud. Die Praktikabilität von Cloud Computing-Lösungen hängt eng mit der Leistungsfähigkeit der benutzten Netzwerke zusammen, so dass diese Form der Vermietung von Dienstleistungen vor allem mit dem Ausbau der Breitbandnetze in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat.
Drei Basismodelle
Technisch lässt sich das Cloud Computing in drei Ebenen unterteilen, bei denen die oberen auf den darunter liegenden Ebenen aufbauen können.
Auf unterster Ebene, der Infrastruktur, wird lediglich die virtuelle Hardware bereitgestellt. Plattformen bzw. Programme, welche die Recheninstanzen nutzen und steuern, wie beispielsweise Betriebssysteme, werden vom Nutzer gestellt, eingerichtet und verwaltet.
Auf der Plattform-Ebene liegt die Systemadministration in der Regel vollständig beim Cloud-Anbieter. Dieser ist für die Bereitstellung der erforderlichen Rechenkapazitäten verantwortlich. Der Nutzer liefert lediglich Softwareanwendungen, die er auf den Systemen in der Cloud betreibt.
Auf der Anwendungs-Ebene stellt der Cloud-Anbieter auch die Softwareanwendungen zur Verfügung. Der Nutzer agiert mit diesen lediglich über eine Schnittstelle und liefert Daten zur Verarbeitung.
Prominente Beispiele
Auch wenn der Begriff Cloud Computing bei vielen noch nicht fest im Vokabular verankert ist, so hat doch fast jeder schon einmal einen Cloud-Dienst genutzt oder zumindest von ihm gehört. Ein bekanntes Beispiel ist der Online-Speicher „Dropbox“, der die in ihm gespeicherten Daten in einer Cloud ablegt und so mit unterschiedlichen Endgeräten synchronisieren kann. Dem Nutzer stehen seine Daten damit überall auf dem aktuellen Stand zur Verfügung. Auch sehr bekannt ist die Büro-Anwendung „Google Docs“, bei der über browserbasierte Programme kostenlos Text verarbeitet oder eine Tabellenkalkulation erstellt werden kann. Microsoft bietet mit „Office 365“ mittlerweile ebenfalls eine Lösung an, die zumindest optional Cloud-basiert arbeitet.
Die drei genannten Dienste sind als so genannte Software as a Service-Angebote (SaaS) der Anwendungs-Ebene des Cloud Computing zuzuordnen, mit dem der Endbenutzer in der Regel am häufigsten in Berührung kommt.
Als Beispiel für die Infrastruktur-Ebene ist „Amazon Web Services“ relativ weit verbreitet, das sich – wie die meisten Angebote der Infrastruktur-Ebene – vorrangig an Unternehmen richtet. Der Dienst entstand ursprünglich dadurch, dass Amazon durch saisonale Lastspitzen global verteilte IT-Kapazitäten für den Online-Handel vorhalten musste und diese in ruhigeren Zeiten besser auslasten wollte.
Für und Wider
Aufgrund mittlerweile fast flächendeckend verfügbarer Breitbandanschlüsse wird Cloud Computing für Unternehmer immer interessanter. Anstatt eigene Server zu betreiben, können ganz nach Bedarf Ressourcen angemietet werden. Teure Leerlauf- oder Niedriglastzeiten entfallen ebenso wie die aufwändige Wartung eigener Systeme. Zu Spitzenlastzeiten können schnell und flexibel weitere Kapazitäten beschafft werden, ohne dass die Fixkosten direkt in die Höhe schnellen. Auch Software aus der Cloud kann eine Alternative sein, etwa um Lizenzkosten einzusparen.
Allerdings sollten auch die Kritikpunkte am Cloud Computing nicht unberücksichtigt bleiben. Den häufigsten Diskussionspunkt stellt in diesem Zusammenhang das Thema Datenschutz dar. Da die (nicht selten hochsensiblen) Daten nicht nur in der Cloud eines Drittanbieters verarbeitet werden, sondern auch dorthin und wieder zurück transportiert werden müssen, können sich diverse Angriffspunkte ergeben. Zudem unterliegen Cloud-Anbieter mit Sitz im Ausland oft weniger strengen Datenschutzbestimmungen als in der Bundesrepublik. Hier ist eine adäquate Vertragsgestaltung und größtmögliche Transparenz wichtig, um Vertrauen zu schaffen.
■ Dennis Cosfeld