„Back to the roots“ heißt es im englisch-sprachigen Raum, wenn man an bereits länger zurückliegende Erfolge neu anknüpfen möchte. Was in der Vergangenheit gut funktioniert hat, kann auch in der Zukunft Erfolg versprechen. Zu dieser Erkenntnis kommen offensichtlich auch immer mehr private Krankenversicherungsunternehmen.
Waren Privatversicherte traditionell im Krankheitsfall umfassender abgesichert als die Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen, haben in den letzten etwa 30 Jahren zahlreiche Anbieter parallel zum etablierten Tarifangebot neue Absatzwege gesucht. Oft waren das im Leistungsumfang abgespeckte sogenannte Kompakttarife, mit teils sehr niedrigen Beiträgen. Ziel war, hiermit noch mehr Neukunden zu gewinnen – vor allem die sogenannten „Preisorientierten“. Hauptsächlich Selbstständige, häufig Existenzgründer mit niedrigen Einkommen, haben sich seither für diesen Privatschutz in Form von Einsteigertarifen entschieden.
Manch einem Kunden wurde leider erst einige Zeit später klar, dass dieser Versicherungsschutz durchaus lückenhaft sein kann. Die schmerzhafte Erkenntnis, wonach billige Kompakttarife mit dem klassischen umfassenden Privatschutz nicht vergleichbar sind, kam und kommt noch immer noch für einige teils schlecht informierte Privatversicherte zu spät. Eingeschränkte Leistungen und dazu noch teils erhebliche Beitragssteigerungen verärgern die Kunden. Eine Basis für eine vertrauensvolle, lebenslange Partnerschaft von Kunde und Versicherung wurde bzw. wird damit nicht geschaffen. Denn „Privat“ ist eben nicht gleich „Privat“.
Mittlerweile gibt es jedoch ein Umdenken in der Branche. Bestandswachstum allein bedeutet noch keinen Erfolg und erst recht keine zufriedenen Kunden. Immer mehr PKV-Anbieter besinnen sich auf die altbekannte Erkenntnis, wonach privater Krankenversicherungsschutz nicht gut und gleichzeitig auf Dauer „billig“ angeboten werden kann.
Diesem Leitgedanken seit jeher folgend hat die LVM Krankenversicherungs-AG seit ihrer Gründung im Jahr 1981 bewusst auf billige Kompakttarife verzichtet und daher auch nicht mit „Niedrigst-Beiträgen“ geworben. Auf Dauer guten und mit Weitblick solide kalkulierten privaten Krankenversicherungsschutz mit ausreichenden im Beitrag eingerechneten Alterungsrückstellungen gibt es nun mal nicht im „Sonderangebot“. Was viele Privatversicherte nicht wissen: Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung sparen die privaten Krankenversicherer einen Teil des eingenommenen Beitrags für ihre Kunden an. Damit sollen die mit dem Älterwerden steigenden Krankheitskosten ihrer Versicherten aufgefangen werden. Problematisch ist hierbei aber, dass der Umfang dieses Sparanteils nicht einheitlich für alle Anbieter verbindlich vorgeschrieben ist. Stattdessen kann er von jedem PKV-Unternehmen eigenverantwortlich in der Beitragskalkulation angesetzt werden.
Wenn aber zugunsten eines niedrigen Einstiegsbeitrags dieser Sparanteil zu niedrig kalkuliert wird, müssen die Versicherten Fehlbeträge nachträglich ausgleichen. Die aktuelle Entwicklung am Markt gibt den traditionell eher sicher kalkulierenden Anbietern wie der LVMKrankenversicherung Recht. Medienberichten zufolge wollen mehrere führende deutsche PKV-Unternehmen wie die DKV oder die Central zukünftig nur noch höherwertigen, umfassenden „Privatschutz“ anbieten und im Gegenzug ihre niedrig kalkulierten Billigtarife mit eingeschränkten Leistungen vom Markt nehmen.
■ Norbert Schulenkorf