
Seit Jahren im Gespräch, viel beworben und doch noch nicht etabliert. ARD und ZDF planen die Einführung des HD-Fernsehens Anfang 2010. Schon im August dieses Jahres wird die Leichtathletik- WM in HD-Qualität ausgestrahlt. Was hat es mit dem HD-Fernsehen auf sich?
HD ist die Abkürzung für die englischen Worte „High Definition“ und steht für hochauflösendes Fernsehen. Als hoch aufgelöst bezeichnet man Bildmaterial, wenn es aus möglichst vielen Bildpunkten besteht. Einfach ausgedrückt ist HD-Fernsehen also Fernsehgenuss mit mehr Details und besonders scharfen Bildern.
HD-Fernsehen existiert in unterschiedlichen Auflösungen. Zusammen mit dem gewohnten PAL-Fernsehstandard für Röhrenmonitore gibt es nun eine Reihe an Formaten und Bezeichnungen, mit denen die Anbieter von Elektronikwaren sich gegenseitig zu überbieten versuchen. Diese möchten wir unseren Lesern mit der rechts im Bild zu sehenden Tabelle erläutern.
Auflösung und Bildaufbau
Als Auflösung bezeichnet man die Anzahl der Bildpunkte, aus denen ein Film- oder Fernsehbild aufgebaut ist. Ein klassischer Röhrenfernseher im PAL-Standard kann 576 Zeilen mit jeweils 720 Bildpunkten (Pixeln) anzeigen. Ein herkömmliches PAL-Signal hat eine feste Bildwiederholrate von 50 Bildern pro Sekunde, das jedoch im Halbbildverfahren, mit abwechselnd 2 mal 25 Halbbildern pro Sekunde übertragen wird. Das menschliche Auge sieht also 50 mal in der Sekunde ein halbes Bild. Die HDTV-Formate werden durch Angabe der vertikalen Anzahl der Bildpunkte plus dem Anfangsbuchstaben des Bildverfahrens angegeben.
Bildaufbau durch Halb- oder Vollbilder
◗ Das Kürzel „i“ (interlaced) steht für Halbbilder und bedeutet, dass sich das Fernsehbild aus 2 Halbbildern zusammensetzt. Man spricht von Halbbildern, weil den aus Zeilen bestehenden Fernsehbildern bei diesem Verfahren jede zweite Zeile fehlt. Beim nächsten dargestellten Bild sind eben diese Zeilen gefüllt und die vorher gefüllten Zeilen leer. Unserem menschlichen Auge bleibt dieser Prozess verborgen.
◗ Das Kürzel „p“ (progressive) steht für Vollbilder und bedeutet, dass die auf dem Bildschirm sichtbaren Bilder tatsächlich aus einzelnen Vollbildern bestehen, wie einzeln übertragene Fotos. Beispielsweise bietet HD-Fernsehen im Format 1080i gegenüber PAL eine fast 5 mal höhere Auflösung, bei 720p sieht man immerhin noch mit etwa doppelter Auflösung.
Kann ich HD-Fernsehen schon in seiner höchsten Qualität genießen?
Schon heute können Sie die volle HDQualität zu Hause nutzen. Allerdings müssen dazu alle Komponenten auch die volle HD-Auflösung liefern können, einschließlich der Verkabelung – Stichwort HDMI-Schnittstelle. Full HD-fähig sind derzeit Blue-Ray-DVDPlayer (natürlich nur, wenn auch eine Blue-Ray-DVD eingelegt ist) sowie einige Videocamcorder und Spielekonsolen. Auch einige Digitalkameras sind in der Lage, ihr Bildmaterial über eine HDMI-Schnittstelle zu liefern, wodurch Sie Ihre Fotos auf dem heimischen Fernseher in prachtvoller Größe gestochen scharf betrachten können.
Ziel bislang verfehlt
Gerade beim eigentlichen Fernsehen jedoch hat sich HD noch nicht durchgesetzt. Die Sendeanstalten strahlen ihr Programm weiterhin in Standardqualität aus, nur wenige Sender liefern HD-Qualität. 2010 soll es bei den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten soweit sein, dann soll der Startschuss für das hochauflösende Fernsehen fallen. ARD und ZDF haben sich für das Format 720p entschieden. Weltweit ist das 1080i-Format weiter verbreitet. Einige private Sender planen in Deutschland die Ausstrahlung von HD-Fernsehen im 1080i-Format. So sind es mit den viel verkauften Flachbild-Fernsehern nur die Endgeräte, die schon HD-fähig sind. Der erforderliche „Vorbau“ jedoch fehlt heute noch.
Muss es ein Full-HD-Fernseher sein?
Eines vorweg: Die Bezeichnung Full HD (Auflösung 1920 *1080 Pixel) ist kein Qualitätsmerkmal oder -siegel. Ein Fernseher mit der geringeren Auflösung kann durchaus eine wesentlich bessere Bildqualität als ein Full HD-Gerät bieten. Ähnlich wie bei einer Digitalkamera garantiert das bloße Vorhandensein von Bildpunkten eben keine gute Bildqualität.
■ Ralf Samson, Ralf Schröer
Die 4:3-Röhre dient zur Anzeige von Fernsehen und Videobändern. Heute zeigen die flachen 16:9-Fernseher neben „Live TV“ auch Fotos und Videos aus dem privaten Medienarchiv und dienen inzwischen sogar als hochauflösendes Fenster ins Internet.
Die klassischen Verbreitungswege per Antenne, Kabel oder Satellit finden sich nach wie vor in den meisten Haushalten. Immerhin haben sich diese inzwischen auf den Weg ins digitale Zeitalter gemacht. Satellitenfernsehen ist schon lange digital, die Umstellung des Antennenfernsehens ist Ende des Jahres abgeschlossen (DVB-T, digital video broadcast – terrestic). Die Anbieter von Kabelfernsehen tun sich mit der Digitalisierung noch schwer, schließlich gibt es immer noch eine hohe Zahl von analogen Kabelguckern.
Darüber hinaus versucht die Telekom, den Kunden über T-Home die abendliche Unterhaltung ins Wohnzimmer zu bringen. Diese Form der „Ausstrahlung“ nutzt den schnellen Internet-Zugang. Umgekehrt bieten die Kabelanbieter nun auch Internet-Zugänge und damit auch Telefonie an. Obwohl die Technologien sich unterscheiden, sind die Anwendungen Telefon, Internet und TV aus einer Hand zu bekommen. Doch leider finden sich in den Haushalten selten die entsprechenden Anschlüsse für Fernsehen und Telefon/Internet an den richtigen Stellen.
Audio/Video-Netz
Die neuesten Full-HD-Fernseher sind nun auch mit Netzwerkschnittstellen ausgestattet. Es scheint also doch Gründe zu geben, den Fernseher ins Netz zu integrieren. Die private Mediensammlung liegt idealerweise auf dem heimischen PC. Hier liegen MP3-Musik, Fotos der Digitalkamera, Heimvideos oder TV-Aufzeichnungen. Durch die Vernetzung können diese Inhalte auf den Bildschirm im Wohnzimmer geholt werden. Die neuesten TV-Geräte bieten heute solche „Streaming“-Funktionen zum Empfang der digitalen Medien. Der Standard, der für die saubere Kommunikation der unterschiedlichen Geräte sorgt, heißt Universal Plug and Play Audio/Video (UPnPAV). Normalerweise reicht heute das einfache Zusammenstecken der Komponenten. Hier steckt die Tücke jedoch im Detail, denn kein Gerät kann alle Medienformate abspielen.
Vernetzung
Der Schritt ins digitale Medienzeitalter verlangt daher zumindest eine Planung der Netzwerkinfrastruktur. Im Idealfall sind alle zentral gelagerten Inhalte jederzeit an allen Abspielstationen verfügbar. Die besten Komponenten und Fernseher nützen nichts, wenn die Netzwerktechnik dazwischen diese nicht optimal unterstützt. Insbesondere bei der Videoübertragung kommt es auf einen kontinuierlichen Datenfluss an. HD-Videos können manch eine Netzwerkarchitektur überfordern – man sieht dann ruckelnde Bilder. Das Netzwerk sollte auch über genügend Reserven für bandbreitenintensive Action-Szenen verfügen. Die notwendigen Bandbreiten vervielfachen sich entsprechend, wenn mehrere Nutzer gleichzeitig auf die digitalen Medien zugreifen möchten. Zur Wahl stehen verschiedene Vernetzungsvarianten mit Kabel (Ethernet), Funk (WLAN) oder Stromnetz (Powerline).
Funknetze bieten ausreichend Bandbreite für reine Musikübertragung. Schon bei der Übertragung von Videos in Standardauflösung muss man jedoch auf Engpässe gefasst sein. Die Tabelle gibt die notwendigen Bandbreiten für typische Anwendungen an. Die Einheit Mbit/s wird bei den Internet-Tarifen angegeben (zum Beispiel Flatrates mit 2000, 6000, 16.000 KBit/s).
Anwendung | Bandbreite in MBit/s |
---|---|
Internet-Telefonie | 0,016-0,08 |
MP3-Streaming | 0,03-0,30 |
CD-Audio | 1,5 |
Websurfen, E-Mail | 1,0-6,0 |
DVD-Video | 5,0-10,0 |
HD-Video | 8-30 |
■ Ralf Samson